Kausalität-Zufall-Möglichkeit

In einem Gespräch fand ich den Satz:

Die Berücksichtigung des Zufalls ist rationaler als seine Leugnung oder Vernachlässigung, bestimmt er doch wesentlich die Natur insgesamt wie unser aller Leben im Besonderen.

Das Nützliche am Satz: Es ist besser, auch daran zu denken, dass etwas Unverhofftes geschehen kann, als nicht daran zu denken.

Es ist eine Unlogik im Satz, richtig ist: Wenn eine Ursache für eine Sache gefunden wird, ist es rational, den Zufall dort zu leugnen oder zu vernachlässigen.

Das Sophistische am Satz: 1. Was heißt hier "wesentlich"? Zu wie viel Prozent Wahrscheinlichkeit? 2. Gibt es eine Steigerungsmöglichkeit des Rationalen? (rational, rationaler, am rationalsten)

Ist er ein Schlag gegen den „geflügelten“ Satz des Einstein: "Gott würfelt nicht", der inzwischen so im Speziellen nicht richtig ist und das Wort „Gott“ im Satz nicht einmal sprachkonform war? (https://de.wikipedia.org/wiki/Gott_w%C3%BCrfelt_nicht)

Die Suche nach Ursachen kann mit dem Universalargument "Alles ist Zufall" vereitelt werden. Alle Suche nach Ursachen, richtiger „nach Vorsachen“ betrifft nur einen Abschnitt im Zeitgeschehen, das dürfte bekannt sein. Und damit bleibt alles Vorher außerhalb des Abschnitts des Bereich dem Unbekannten, ungenau geschrieben dem Bereich des Zufalls an, für die Person, die einen Abschnitt als Teil der Kausalkette gefunden hat. Wie es mit dem Nachher ist, kann nur in Bezug auf das Wissen um Kausalität gedacht werden.

Die Person braucht den Zufall als Instanz nicht zu berücksichtigen, erst wenn sie Fehlstellen in der Kausalkette findet, ist es für sie sinnvoll, dieses Wort zu gebrauchen. Dann tritt für sie in die Kausalkette etwas hinein, das nicht dorthin gehört, weil sie dort nicht suchte, und vielleicht nicht suchen konnte, gerade weil in die „übliche“ Kausalkette etwas von "außerhalb kam", oder etwas Seltenes. Wiederholt: für die Person und die Sache, vom Betrachter aus gesehen. Das Definitionsbeispiel des herunter fallenden Ziegels, der trifft, zeigt genau: Das war zu dem Zeitpunkt vorhersehbar, trotzdem war es ein Unglück für den Getroffenen.

Die Person kann so sagen: "Da kam etwas Seltenes von außerhalb in die mir gewohnte Kausalkette, und die ich bis dahin als vollständig dachte."

oder so: "Da war etwas, das jederzeit hätte geschehen können, das aber gerade jetzt geschah."

Ob der eine oder andere Satz gesagt wird, spielt keine Rolle. Die Möglichkeit ist immer nur ein Negativbild des Vorausdenkens der Person, nach dem doch kein Unglück, nichts Ungewolltes, kein Zufall, nichts Unverhofftes geschehen sollte. Das Auftreten der unverhofften Sache stört das Permanenzdenken, etwa die Objektpermanenz, die gelernt wurde. Ontogenetisch war vor Kenntnis der Objektpermanenz alles Zufall, mit Bezug auf die Raumsachen. Und es war auch alles unbekannt. Wahrscheinlich wird das Denken von "Möglichkeit" von der Hoffnung auf Permanenz verursacht.

Ein Beispiel

Die Sache fängt an zu brennen.
A Warum brennt die Sache jetzt?
Für das Brennen bedarf es eines Brennstoffs und einer Flamme, beides habe ich vorher gesehen, also ist die Ursache der Brennstoff und die Flamme.

B Auf einmal brennt die Sache, es war keine Flamme vorher da.
Warum brennt die Sache jetzt?
Der Brennstoff war da, die Temperatur war da, also sind beide die Ursache.

War da ein Zufall?
Der Brennstoff lag zufällig da, die Temperatur erhöhte sich aus unbekannten Gründen, die Flamme kam von außen.

Die Kausalbeschreibungen in A und B sind unvollständig, weil die Flamme die Temperatur zumindest an einer Stelle erhöht, dann sozusagen ein Selbstlauf entsteht, und dann alles eben zu brennen anfängt. So gesehen wird aus einer unvollständigen Kausalkette die folgende, die etwas vollständiger ist:

Flamme - Temperatur - Feuer
+
Sache und Verschwinden der Sache

Die Zufälligkeit der Temperaturerhöhung ist erklärt, der möglicherweise vorher gedachte Zufall der Temperatur fällt weg.

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