Erleben von Qualia

Annahme1: Die Erlebenden oder Denkenden können nicht sagen, was sie erleben. Wenn sie es jedoch könnten, würden sie die Sätze sagen, die hier in der mittleren Spalte stehen.

Annahme2: Der Erlebende ist umgrenzt und kann niemals Sachen außerhalb der Grenzen sehen, denken, erleben, sondern immer nur deren Wirkungen erleben und denken. Hier ist erleben und denken in etwa synonym.




Der Erlebende oder Denkende könnte, wenn er sprechen könnte, folgende Sätze sagen:

Kommentar zu den Sätzen

E1 bekommt eine Sache1 präsentiert, wie die Statue bei Condillac.

E1: Ich habe die Sache1, ich bin die Sache1, mehr gibt es (zu diesem Zeitpunkt) für mich nicht.

Dann gibt es für E1 nur diese, und zu dem Zeitpunkt sonst nichts. S1 kann z.B. ein Geruch, ein Schmerz, eine Farbe, ein Ton usw. sein. Dabei ist Sache1 nicht das was riecht, das was schmerzt, das was eine Farbe hat, das was einen Ton abgibt, sondern die Folge davon, und zwar ein Quale, es kann nur in der Person sein, was sie erlebt, nicht außerhalb davon. Diesem Erleben entspricht die Vereinigung von Extern und Intern (Amalgamation, Synkretismus, Holismus vs. Differenzierung als Hinweiswörter). Beim Benutzen des Wortes Ich geschieht eine vermeintliche Trennung, die aber mit dem Folgesatzteil wiederum aufgehoben wird. Man denke hier an den Satz: "Ich begreife die Sache, ich habe einen Begriff der Sache". Das semantische Dreieck hilft keineswegs weiter.

Zwischen E1 und E2 ist eine für E1 undurchsichtige Glaswand.

E2 bekommt Sache1 und Sache2 (E1) gleichzeitig präsentiert.

E2: Ich habe die Sache1, ich bin die Sache1, zusätzlich Sache2=E1. Ich habe zwei Sachen, bin zwei Sachen.

Hier erlebt E2 eben zwei Sachen.


oder aber:



Ich sehe die Sache3, ich bin die Sache3, mehr gibt es zu diesem Zeitpunkt nicht.

Hier erlebt E2 die zwei Sachen zusammengefasst als eine einzige.

Egal wie hoch die Zahl n in En gehen würde, der Erlebende kann nur Qualia erleben und denken, nicht zusätzlich noch Sachen außerhalb seiner selbst. Eine unendliche Rekursion (eine immer höhere Zahl der En) ergibt immer nur die Qualia. Die Vereinheitlichung beginnt schon bei der Statue mit dem Sachen: "Ich habe die Sache, ich bin die Sache", aber auch mit: "Ich bin vor der Sache, ich sehe die Sache" ist es nicht grundlegend anders. Wenn nun E2 hinzufügt: Ich sehe, habe mehr Sachen als E1, ich bin vor mehr Sachen als E1, ändert sich nichts: Auch bei beliebig hohem n könnte immer nur dasselbe sagen. Und der Kommentar könnte immer nur sein analog zu obigen sein. Nun könnte David Hume sagen: Je höher die Zahl n ist, um so wahrscheinlicher ist es, dass es Sachen wirklich gibt.

Derjenige, der sich jedoch mit der Wahrscheinlichkeit nicht begnügt, und nun die Sachen für E1 und E2 erlebbar denkt, bedarf der Annahme3, dass es die Sachen für E1 und E2 gibt, die der Annmahme2 widerspricht. Nun kann er sagen: Innen gibt es Qualia, und außen gibt es Eigenschaften der Sachen, und beide sind ein und dasselbe. Dann merkt er, dass es dann sinnlos war, die Differenzierung gemacht zu haben. So kann es sein, dass er bei den Qualia bleibt und sagt: Es gibt nur Qualia für E1 und E2, mehr nicht, es gibt keine zusätzliche Welt außerhalb für E1 und E2. Er kann weiter sagen: Ich bin genauso wie E1 und E2, und es gibt auch für mich keine externen Sachen, sondern nur die Qualia in mir. Und wenn es hypothetisch Sachen außerhalb von mir geben würde, hätten diese nur die Eigenschaften, die als Qualia in mir auftreten, sonst nichts. Es müssten keine Eigenschaften an ihnen geben, zusätzlich zu den Qualia, diese zusätzliche Hypothese wäre nicht erforderlich. Die Summe der Qualia wäre die Sache, wenn es sie denn geben würde. Aber es gibt sie nicht, und es gibt sie nicht in der Mehrzahl. Und wenn es die Sachen geben würde, dann wären es auch nur Qualia. Sachen ohne Qualia würden sich nicht bemerkbar machen, und es wäre sinnlos, von ihnen zu sprechen. Für Immanuel Kant waren Dinge-an-sich nicht sinnlos, weil sie für ihn noch zumindest den Raum einnahmen, der keine Qualia sein konnten. Der Raum war für ihn schon in E1 und E2 vorhanden. Wer jedoch genau das hier oben gelesen hat, bedurfte nicht des inneren Raumes bei E1 und E2. Es genügte die denkende Substanz des Descartes. Von außen gesehen bedurfte es nur des Höhlengleichnisses bzw. einer Art Solipsismus. Beim Höhlengleichnis stellt Platon den Bewohnern den Raum zumindest um eine Dimensionen gemindert zur Verfügung, zusätzlich zur Unbeeinflussbarkeit der Erlebnisse durch die Bewohner.




E3: Weil E1 sich bei der Ankunft der Sache1 bewegte, sage ich: Sache1 hat auf E1 gewirkt. E1 ändert sich so, als wäre innen etwas von der Sache1. Weil ich aber eine Grenze sehe, und nicht innen in E1 hinein schauen kann, sage ich, dass innen eine Sache1b ist, die dort entstanden ist. Und somit hat E1 unrecht, wenn sie sagt, er hätte die Sache1, weil an der Grenze eine Umwandlung geschehen sein kann, und weil das Gleichbleiben ein Sonderfall wäre.


E3 bekommt Sache2 (E1) präsentiert, zudem die zu E1 sich bewegende Sache1.

E3 erlebt dasselbe wie E1, zusätzlich erlebt E3 die unterschiedlichen Stellen von Sache1 und E1, und das Ankommen der Sache1 zu E1. Dieses Ankommen ist Sache4, und das Erleben des Änderns von E1 ist Sache5. Hier könnte ein Rene Descartes sagen: "Weil E3 die Sache1 in Kombination mit Sache4 (der Ortsveränderung) erlebt, deswegen gibt es zumindest die Sache1." Bei E1 wird Sache1b immer stärker, E1 sieht die Sache nicht ankommen.

Für E3 tritt das Ortsveränderungs-Erleben als Sache hinzu, für E1 nicht. Diese neue Qualia ist etwas Besonderes im Vergleich zum einfachen Erleben einer Sache und dem Stärkerwerden der Qualia. Wo es vorher genügte, von die denkende Substanz des Descartes vorauszusetzen, die keine Dimensionen haben sollte, kommt mit dieser Ortsveränderungsqualia die innere Möglichkeit der Assoziation von Qualia im Sinne von einer nach der anderen, so wie außen im Raum. Das Denken und Erleben wird mit dieser besonderen Qualia sozusagen erweitert. Die Denksubstanz wird bildlich von der Raumqualia infiziert, es ist so, als wäre sie ab dem Zeitpunkt nicht mehr nur denkende Substanz. Umgangssprache heißt das: "Ein Begriff von räumlichen Sachen ist als Fähigkeit ab einem bestimmten Zeitpunkt des Erlebens entstanden." Dieser Satz transportiert aber noch das Denken des E2.



E4 bekommt noch die inneren Qualia dazu, die von selbst auftreten können. Zudem können diese nach außen oder nach innen wirken. Auch dies wird die Existenz von Sachen für einen höheren Erlebenden bestätigen. (wahrscheinlich ist es besser hier, die Lektion zu beenden, und anders weiter zu fahren, also mit diesem Punkt später weiter zu fahren.)



Der Betrachter weiß, dass die Person begrenzt ist, und dass innen Sachen sind, die von ihrer Außenwelt bewirkt werden, zudem solche, die innen "von selbst" entstehen, und dass von innen bewirkte von den äußeren Wirkungen entstehen können, gestärkt oder geschwächt werden können, dass die inneren und äußeren Sachen sich koordinieren können, dass innere Sachen auch auf äußere wirken können.

Um diese Sätze machen zu können, hat der Betrachter die Person gedacht, in der Zeit verfolgt. Er hat die äußeren und inneren Sachen erlebt, er hat den Weg der Sachen zu der Person gesehen. Das alles hat die Person nicht erlebt. Er hat also dieselbe Farbe gedacht wie die Person, und er hat gesehen, dass das Auge der Person auf war.

Aber wenn er die Person umgrenzt sieht, weiß er, dass sie nichts von den äußeren Sachen wissen kann, ganz einfach, weil sie diese nicht gleichzeitig denken konnte wie er. Aber er hat sie gesehen und gedacht.

Wenn er nun sagt, dass die Person nichts anderes erfahren kann, als das, was in ihren Grenzen ist, dann sagt er damit, dass sie nicht so werden kann wie er, dass sie niemals eine andere Person so sehen kann wie er, der Betrachter es kann.

Wenn er sagt: In dem Moment, in dem die Person bestimmte Sachen erlebt, kann sie wegen ihrer Beschränkung nicht gleichzeitig erleben, von wo sie kommen, die Sachen, die sie erlebt, sondern erst im Nachhinein, oder bei einer anderen Person, dann kann das so sein.

Weil ich dieser Person zu 99% ähnlich bin, kann ich die Sachen auch nur so erleben wie die Person sie erlebt. Nun hat er zwei Möglichkeiten: Er kann sagen, dass er zum Zeitpunkt der Betrachtung mehr sah, als die Person, oder aber wenn er selbst in seine Vergangenheit schaute, kann er das bei sich sehen, was er von der Person sagte: Ich habe zu dem Zeitpunkt nur die Sachen so erlebt.

Er kann daraus folgern: Das gesamte, das geschah, erlebte ich nie, sondern nur das, das auf meine Grenzen traf. Ich kann kein Bewusstsein von allem haben, außer von dem, was auf mich trifft. Weil ich aber manchmal bei anderen oder mir mehr sehe, so wie der Betrachter hier oben, deswegen kann es nicht sein, dass es nur das gibt, was auf die Person trifft, ich bin ja der Zeuge, dass es mehr ist. Andererseits kann ich aber auch nicht sagen, dass es nicht mehr gibt, als das was auf mich trifft.

Hier kann dasselbe dann für mehrere Personen gesagt werden. Die Gruppe der Personen, Betrachter kann immer nur das sehen, was in der Grenze, die sie umfasst ankommt, was darüber hinaus geschieht, das könnte nur ein Überbetrachter sehen.

Eine rekursive Selbstbeschränkung auf die Statue ist demnach Lügen bestraft, weil der Betrachter ja mehr sieht. Eine rekursive Erhöhung, das Ganze zu denken, ist aber ebenso Lügen bestraft: Niemand kann sagen: Die Sachen der Welt sind nur die Sachen, die bei uns ankommen.

Wahrscheinlich wird dieses Gedankenexperiment perfekt, wenn gesagt wird: Wenn die Statue, diese Person, dieser Betrachter sprechen könnte. Denn dann sind alle auf gleicher Ebene, das ohne die Fiktion des Sprechens nicht möglich wäre. Die Statue bräuchte auch nicht einmal zu sagen: Ich und die Rose, sondern nur "Die Rose", dann für sie ist ja sonst nichts anderes. Für den ersten Betrachter käme allerdings der Weg dazu, oder nur zumindest "Die Rose innen, die Rose außen". Es bedarf bei der Kausalität weder des Ichs noch des Wirs. Ich bräuchte nur zu schreiben: Jetzt vorhanden "dies, jenes", indem ich das eine zuerst sage, ist das zeitliche schon mit dabei, ich brauche bei dieser minimalen Beschreibung nicht zu sagen, was zeitlich vorher ist, was nachher ist, das würde schon gleichzeitig gesehen werden. Probiere die Tabelle, rechts die die Beschreibung des jeweils höheren Betrachters.





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