Warum so oft das Wort Sache?

1. Weil eine Kategorisierung am Anfang nicht erforderlich ist. Die Präzisierung ist schon eine Kategorisierung, diese geschieht schon beim Begriffsdenken. Gerade hätte ich schreiben können: "Überschrift für Thema 1", ...2 3. Ich kategorisiere nicht in Themata und Sonstiges. Es sind Sachen. So bleibe ich bei den Sachen, gehe nicht von den Sachen ab. Die Kategorisierung hätte auch anders erfolgen können, mit den Wörtern "Absatz", "Kapitel" oder gar Buch. Dann wäre präzisiert, dass darauf ein Buch statt ein Aufsatz oder mehrere folgen könnte. Aber dieser Präzision bedurfte es nicht. Also schrieb ich einfach drei Punkte (1. 2. 3.) hin, also eine unsichtbare Präzisierung mit mathematischen Zeichen.

2. Für das Denken teilt eine Kategorisierung die Sache am Anfang mindestens in zwei auf, wie auch immer sie geschieht, führt sie von vornherein von der Sache ab, denn es könnte ja sein, dass schon die Zahl der Aufteilungen eine andere ist, und dass sie zur Sache nicht passt. Wenn ein Wort zur Sache gedacht wird, setzt dies die Sache, bildlich gedacht, in eine "Gegend", implizit oder unbewusst in eine Schublade, und sie wird in den Zusammenhang mit schon Bekanntem zu diesem Wort gebracht. Dem kann eine Verfälschung entsprechen. Wenn die Person zudem eine Klassifizierung denkt, wird die Sache im Denken an eine Stelle in der Taxonomie gebracht, was noch extremer und damit ungeheuer ist.

3. Eine Präzisierung schadet dem Denken in diesem Fall. Jetzt wird ersichtlich, dass bis hier schon mehrere Gründe geschrieben stehen, es hätte also unter die Überschrift geschrieben werden können: "Gründe:". Auch das wäre eine Kategorisierung, eine schlechte Präzisierung, denn es hätte dann zum Ganzen "These und Begründung" gedacht werden können, oder "Frage und Ursache dazu", oder "Ausdruck und Beschreibung". Anders gesagt: Es bedarf keines kein Messers, um die Sache zu zerteilen. Eine Sache kann zwar in zwei getrennt werden, nur kann sie auch in zwei Stücke zerfallen, eventuell mit nur wenig Nachhilfe. Die Trennung ist also entweder eine künstliche oder eine natürliche. Es können auch zwei Sachen vorliegen, die aber keine Unterschiede zeigen, so dass sie getrennt gedacht werden können, und nur noch die eine gedacht werden braucht. Dann ist kein Messer erforderlich. Das alles zu Ehren Ockhams. Und zu Ehren Einsteins, der seine Telefonnummer nicht sagen konnte, weil er dachte, dass er dafür Platz in seinem Kopf verlieren würde.

Jetzt konnte die vorläufige Überschrift statt am Anfang "Gebrauch des Wortes Sache" umgeändert werden in die vorliegende Frage. Die Antwort ist, dass ein einziges mögliches Wort die Sache, die gerade vielleicht neu ankommt, noch kein Wort bekommen kann, und somit eine Art Universalwort das bestmögliche Wort ist. Kein Wort ist das richtige, nur wird das Wort "Sache" in der Sprache schon ziemlich universal gebraucht. So kann eine Person zu einer anderen kommen und fragen: "Was ist Sache heute?" Sie kann auch sagen: "Zeig mir die Sache.", oder "Was ist neu an der Sache?", "Belehre mich zur Sache."

4. Die sprachlichen Regeln verbieten den Gebrauch des Wortes Sache nicht, also kann ein Lesender das nachvollziehen, was mit dem Wort gedacht werden kann. Hierzu ist gerade der Ausdruck "Bei der Sache bleiben" adäquat im Gebrauch, nur bezieht er sich, und das ist ein kleiner Fehler, nur auf die Sache, die schon vorliegt, und ein anderer oder die Person wünscht, dass sie nicht davon abschweift. Die Wahl dieser bestimmten Sache kann aber unkorrekt gewesen sein, es wird aber dann vorausgesetzt, dass die Sache, an die zu dem Moment gedacht werden soll, vorher richtig ausgewählt wurde. Es müsste also anders gesagt werden: "Bei der Sache sein", oder es müsste immer bedingt gesagt werden:

Wenn du bei der richtigen Sache bist,
bleib bei ihr und gehe nicht weg von ihr,
passe dich an sie an, und nicht die Sache an dich,
höre zu, was die Sache dir zu denken gibt, im Extremfall:
gehorche der Sache, begleite sie, verfolge sie.

Wenn eine Erinnerung zur Sache entsteht, und dann geht es darum, wenn sie korrekt war, diese zu denken. Es geht auch darum, nicht von der Sache abzuschweifen, und nicht zu einer anderen überzugehen. Das ist ein Aufruf zur Konzentration.

Der Zusatz "Füge nichts Fremdes dazu" ist nur ein Korollar. Derjenige, der zu jedem Geschriebenen sein Messer mit sich herum trägt, ist so wie Aschenputtel. Er kann anfänglich ständig prüfen und sagen:

Das ist doch nur Wortklauberei.
Das alles ist ein Geschwafel.
Dieses Denken haben wir doch hinter uns.
Da ist nichts Neues dran.
Das interessiert uns nicht.
Das haben wir auch mal gelernt.
Darüber haben wir vor Jahren schon gestritten, die Diskussion dazu ist nicht mehr erforderlich.
Meiner Meinung nach ist das alles wertlos, und zu abstrakt.
Kann ich nicht, will ich nicht, kommt für mich gar nicht in Frage, oder: Das kann doch gar nicht sein, das kann ich nicht, will ich nicht, es kommt für mich nicht in Frage.
Wenn das stimmen würde, wäre ein Mensch eine Sache, und seit Immanuel Kant ist es nicht mehr korrekt, es für Menschen zu gebrauchen.

Mit jedem Sagen einer Meinung zur Sache setzt die aussagende Person sich in das System des (Ryle-)Homunkulus.

5. Wenn eine Sache zusammengesetzt ist, kann sie auch denkend aufgeteilt werden kann, das ist erlaubt. Wenn eine Sache jedoch (vorläufig) nicht geteilt werden kann, dann ist es angeraten, sie zu lassen wie sie ist. Die Kriterien für deine Kategorisierung könnten am Anfang falsch sein. Der folgende Rat kann angebracht sein:

- Passe dich an die Sache an.
- Wenn sie einfach ist, verliere keine Zeit mit ihr. Wenn sie aber kompliziert ist, musst du dein Wissen an die Kompliziertheit anpassen. Anders gesagt: Nicht du bestimmst, wie viel Zeit du dich mit ihr befassen kannst, sondern die Sache.
- Wenn du Betrachter einer Person bist, und die Person weiß das alles nicht, dann sage es der Person.
- Wenn bei dir allzu oft Sätze wir oben unter 4. geschrieben vorkommen, dann unterziehe dein Denken einer Grundreinigung.

6. Eine Nebenbemerkung: Bei einer Kategorisierung kann in zwei oder viel mehr geteilt werden, implizit, bewusst, oder explizit, bewusst. Wie eine Person vor einer Sache ist, zeigt dem Betrachter, welche Kategorisierung sie vornimmt, standardmäßig, automatisch, routinemäßig, algorithmisch, oder eben nicht.

7. Ein weiteres Korollar zur Sache des Textes geht hier als Rat weiter:

- Wenn du Wörter für eine Sache findest, sei vorsichtig. Denn sie könnten viel zu viel zu denken geben, mit dem die Sache nichts zu tun hat. Oder willst du bei Sätzen wie den folgenden bleiben?

- Warum nicht kompliziert sagen, was einfach gedacht werden kann?
- Warum nicht die Quantentheorie heranziehen?
- Warum das alles nicht formal, mathematisch bedenken?
- Warum nicht das Geistige bemühen, was ganz sicher auch in dieser Sache vorliegt?
- Wenn es um Wirtschaft geht, warum nicht sofort entweder mit Planwirtschaft und Personenwirtschaft denken?
- Wenn es um die Gruppe geht, um den Wohlstand aller, muss dann nicht am Anfang schon an das Soziale gedacht werden, und nicht an die Egoismen?
- Wenn es um Politik geht, warum nicht sofort an rechts und links denken?
- Wer will denn an den vorliegenden Grenzen rütteln?
Und zum Schluss, weil die Sache (als Idee) dieses Textes dann schon verschwunden ist:
- Was hat das alles noch mit dem oftmaligen Gebrauch des Wortes Sache zu tun? Kannst du mir das erklären?

Mit derartigen Sätzen kann implizit gedacht werden kann: "Der Text ist doch Unsinn, oder zumindest unbrauchbar."

Hat Epiktet nicht dasselbe wie hier gesagt, als er sehr oft zur Vorsicht beim Denken ermahnte? Wenn Sätze wirklich mit anderen als gewohnten Wörtern zur Sache besser werden, dann erlaube sie dir andere, denke aber immer, dass es auch dann um die Sache geht, und nicht nur um das, was dir die zusätzlichen Wörter zu denken geben. Das wurde schon im Dialog "Kratylos" des Plato besprochen.

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