Mit einer Sache sein

Sache kann hier materiell oder immateriell sein. Die Person hat die Möglichkeit, beim Auftreten einer Sache, diese und nichts anderes zu denken. Hierzu folgt die Aufzählung einiger Situationen, bei denen es um diese geht.

1. Das Gedankenexperiment des Etienne Bonnot de Condillac ist als Extremfall bekannt. Seiner Statue gab Condillac die Sinne einen nach dem anderen. Am ersten Tag ihres Lebens dachte sie nur das, was sie von Condillac vorgelegt bekam. Gemäß Condillac konnte sie nur denken, dass sie eins mit der Sache war. Condillac erklärte sich das daraus, dass sie keinen Vergleich mit anderem machen konnte.

2. Ein Biologe, der ein Interesse an den Bakterien hat, hat schon alle Mühe, diese mit dem Mikroskop zu finden, er soll sich nicht von der Umgebung verunsichern lassen.

3. In einem Gerichtsverfahren bemüht sich ein Richter, dass die Zeugen sagen, was sie sahen, und nicht was sie gesehen zu haben vermeinen. Auch an anderen Stellen mahnt der Richter alle an, bei der Sache zu bleiben, dies wird mit dem Spruch ausgedrückt: "Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit". In etwa kann dieser Spruch leicht umgewandelt zerlegt werden in:

(1) wahre Sätze zur Sache sagen,
(2) alle wahren Sätze zur Sache sagen,
(3) keine Sätze sagen, die nichts mit der Sache zu tun haben.

4. Psychologen sehen die Feldabhängigkeit als Persönlichkeitsmerkmal an: Je korrekter die Versuchspersonen die Sache erkennen, und um so weniger die Umgebung, um so weniger Feldabhängigkeit wird ihnen zugeordnet. Sie lassen sich weniger von der Umgebung stören.
(https://de.wikipedia.org/wiki/Feldabh%C3%A4ngigkeit)

Es kann gemerkt werden, dass der Versuchsleiter beim Versuch implizit vom Teilnehmer erwartet, dass er die Sache erkennt und von der Umgebung absieht.

Das Wort Konzentration wird genutzt für
"die willentliche Fokussierung der Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Tätigkeit, das Erreichen eines kurzfristig erreichbaren Ziels oder das Lösen einer gestellten Aufgabe"
https://de.wikipedia.org/wiki/Konzentration_(Psychologie)

5. Die Farbenfehlsichtigkeit wird bekanntlich mit einer Farbtafel festgestellt, wobei das nicht fehlsichtige Auge die gewünschten Zeichen in der Umgebung erkennt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Farbenfehlsichtigkeit

6. Nun ist "die Sache" oft versteckt, und sie wird von Personen oft versteckt. Im einen Fall suchen Philosophen den Schein vom Sein zu trennen, im anderen Fall wird das Wort Manipulation gebraucht.

7. Ein Redner A hofft, die Aufmerksamkeit möglichst vieler Zuhörer aufrecht zu erhalten. Ein jeder A hofft, über den Umweg seiner Sätze verstanden zu werden, anders gesagt hofft er, dass der Zuhörer nachvollzieht, wie er gerade denkt. Manchmal hofft A, dass die Zuhörer oft oder immer so denken wie er.

8. Das Geschriebene enthält schon die implizite Vorgabe, dass die entsprechende Sache vom Leser gedacht wird. Auch hierbei soll der Leser nichts hinzufügen, was mit der Sache nichts zu tun hat. Aus Gesetzen soll das herausgelesen werden, was in ihnen steht, es soll nicht gedacht primär gedacht werden, was der Gesetzgeber wollte, sonst würde der Leser schon "von der Sache abgehen". Demnach kann eine didaktische Methode zwar zu den Sätzen führen, es geht gerade mit ihr darum, "zur Sache zu gelangen": Wer das "An-die-Sache herangehen" schon gelernt hat, braucht keine Anleitung dazu.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hermeneutik
https://de.wikipedia.org/wiki/Exegese
https://de.wikipedia.org/wiki/Popul%C3%A4rwissenschaftliche_Literatur

Zum Geschriebenen gehören bekanntlich die Wörter. Auch diese enthalten die implizite Vorgabe, dass die Person nach dem Vorkommen dieser wie in der Reihenfolge oben das Folgende denkt:

(1) die entsprechende Sache,

(2) alle dazu gehörenden Sachen, im Idealfall soll keine einzige fehlen,

(3) keine nicht dazugehörende Sache.

Es kann ein vierter Punkt hinzu gefügt werden, bei der sprachlichen Wiedergabe:

(4) Wiederholungen sind zu vermeiden, als Redundanzen, Pleonasmen usw. Wenn die eine oder andere Teilsache öfter vorkommt, soll sie dann doch nur einmal gedacht werden.

Diese vier Punkte können von einem Betrachter als Kriterien gedacht werden, wenn er vor der Situation (Person und Sache) ist. Es geht hier noch nicht wie oben um das "schreiben" oder "zuhören", sondern allein um das "denken". Die Wörter sind hier absichtlich klein geschrieben, weil des nicht um "Das Scheiben", "das Zuhören", "das Denken" geht.

Bemerkung zu (1) und (2)
(1) und (2) sind Soll-Kriterien, (3) und (4) sind Nicht-Soll-Kriterien. Ein fünftes Kriterium muss nicht immer eingehalten werden, mit dem zuerst (1) oder zuerst (2) gedacht werden müsste. Ein Arzt hat zuerst die Symptome vor sich, dann erst die Krankheit. Die Situation kann also die Reihenfolge (2), dann (1) vorgeben.

Weiter kann es sein, dass die Situation nicht alle dazu gehörenden Sachen zeigt.

Bemerkungen zu (3)

1. Mathematiker sind geschult, Beziehungen zwischen Sachen zu finden, nur kann die entsprechende Fähigkeit stören, wenn sie (1) überspringen, dann (2) finden und dann die Relationen zwischen den zur Sache gehörenden Sachen beschreiben. Dies kann ein Fehler sein, etwa wenn noch nicht mit (2) nicht alle zugehörenden Sachen gesagt wurden. Relationen sind gerade separat zu denken, und können als abstrakte Sachen wiederum als solche genau beschrieben werden, also unter Berücksichtigung der Reihenfolge von vorhin. Mit (2) können sie zusätzlich zu den dazu gehörenden Sachen gesagt werden, mehr ist ein "Zu viel des Guten".

2. Kausal-Denker neigen dazu, zu den Sachen die vorherigen Sachen zu sagen, eventuell auch diejenigen, die darauf folgen, die Moralisten weisen gerne mit gehobenem Finger auf die Folgen hin. All das ist ein Verstoß gegen (3) und deswegen fehlerhaft.

3. Entdecker, Erfinder, Hersteller, Verbesserer einer Sache, gehören auch nicht zur Sache, das dürfte offensichtlich sein, ihr Zitieren ist obsolet und kann nur anderen Zielen dienen.

4. Eine zerstreute, nicht aufpassende Person vergisst viel und macht Fehler. Ein Beispiel für einen musizierenden Zerstreuten gab Joseph Haydn im Musikstück "Der Zerstreute", vorher wurde "der Zerstreute" beschrieben von Jean-François Regnard.
https://de.wikipedia.org/wiki/60._Sinfonie_(Haydn)

5. Früher holten einige Mathematiker sofort ihren Rechenschieber zur Hand, und rechneten Wahrscheinlichkeiten aus, zur Zeit tun sie es mit großen Datenmengen und anderen Rechnern, bald kommt die AGI dazu, dann werden sie vielleicht arbeitslos.

Bemerkungen zu (1)

1. Folgende Figuren können gedacht werden:
Die Märchenfigur Hans-Guck-in-die-Luft,
der so genannte "autoritäre Charakter",
der von Konrad Lorenz und seinen Vorgängern beschriebene Fisch, der den Schwarm leitet.

Alle diese haben die völlige Unfähigkeit, sich überhaupt mit einer Sache zu befassen (Kriterium 1), geschweige denn mit ihr zu sein.

2. Das Wort "Abwege" kann dann genutzt werden, wenn eine Person bei Präsentieren einer Sache sich voll von ihr abwendet, und etwas denkt, was überhaupt nichts mit der Sache zu tun hat. Das Wort wurde als Titel für einen Film benutzt ("Abwege", Friedrich Wilhelm Murnau). Das Wort wird dort für eine Person benutzt, die einen Weg geht, der nicht dem vorgesehenen Sache entspricht.

3. Auch können die Personen die Sachen verschwommen sehen, sie schlecht hören, sogar dass ihnen von ihren Sinnen etwas vorgegaukelt wird, was gar nicht vorhanden ist. Bedenklich wird dies sowohl, wenn mehrere Personen so denken, gegenüber nur einer.

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Nach dem Lesen der obigen Abschnitte ergibt sich:

A ist vor der Sache S, B überblickt die Gesamtsituation (A, S) und ist deswegen Betrachter B1, in diesem Fall ist er mindestens wissender A.

Nun kann B1 prüfen, ob A so mit der Sache ist wie auch er (B1) selbst, mit den vier obigen Kriterien (1) bis (4).

Dann kann ein höherer Betrachter B2 prüfen, ob B die Sache S genauso prüft wie er es kann.

Wenn die Sache ein Text ist, dann kommen die vier Kriterien zwei Mal zur Anwendung: Mit den Sätzen und Wörtern sollen als Sachen gedacht werden, diese sollen dann abgestreift werden, und nur noch die Sachen sollen gedacht werden, die sich mit diesen Sätzen und Wörtern der Person präsentieren. Bemerkung: Beim Umsetzen von Sätzen geschieht es in der umgekehrten Reihenfolge: Die Sachen sollen so hergestellt werden, wie es in den Sätzen steht.

Wenn A1 zur Sache S einen Text schreibt oder spricht, und wünscht, dass eine Person A2 die Sachen denkt so denkt wie er (A1), dann tut A1 gut, wenn er sich an die Regeln der Sprache hält.

Wenn A einen Text liest, und die mit ihm beschriebenen Sachen denken will, tut er gut daran, die grammatischen Regeln gut zu kennen.

Beide tun gut daran, wenn sie die vier Regeln anwenden, bzw. wenn sie bei ihnen im Denken beiläufig (implizit) ablaufen.

Zugang zu einer materiellen oder einer immateriellen Sache sowie einem Geschehen

Materielle Sache können relativ zu immateriellen oft einfach zerlegt werden, und schon genügt man (2). Je nach guter oder schlechter Zerlegung könne die Teile aufgezählt werden, auch (3) kann einfach sein. Das lernen schon Kinder. René Descartes empfahl auch für immaterielle Sachen, zumindest gab er den Rat, Probleme aufzuteilen. Ein Sonderfall sind die Wörter. Sie sind geschrieben und deswegen Teile von Geschriebenem oder Texten. Sie sind zudem als materiell anzusehen, auf einer Unterlage. Wo gesprochen und zugehört wird sind sie auch als materielle Sachen vorhanden, und zwar in den Wellen, mit denen sie transportiert werden. Diese Materialität überträgt sich auch auf die Sätze, obwohl die geschriebenen Sätze teils mehr enthalten, teils weniger als die gesprochenen. Bei den gesprochenen fehlen die Interpunktionszeichen, bei den geschriebenen fehlt sowohl Frequenz als auch Amplitude oder Betonung. Das menschliche Ohr filtert zudem bekanntlich siebzig Prozent des Ankommenden als unnütz weg.

Zur Überschrift

Die Überschrift "Mit einer Sache sein" könnte auch anders geschrieben sein, nämlich "Eine Sache haben" oder "Mit einer Sache in Verbindung sein". Die Sprache gibt viele Möglichkeiten, nur kann und ein und dieselbe Sache gedacht werden. Sogar kann die bekannte Wendung des Condillac gesagt werden: "Die Sache sein", die noch krasser ist als das "Mit-der-Sache-sein". Später stellt sich heraus, dass es möglich ist, mit einer einheitliche Konvention nur eine Art Sätze zuzulassen, etwa mit dem Wort "haben", mit Blick auf das Innere einer Menge. Die Wendung "Über einer Sache sein" ist jedoch fragwürdig gegenüber dem Mit-der-Sache-Sein.

Die extreme Wendung des Condillac zeigt, dass eine Person mit dem absoluten Anwenden des Kriteriums (3) dann auch nicht denkt, dass sie überhaupt als Person noch da ist. Viele denken, dann wäre ein besonderes Gefühl vorhanden, oder eine besondere Situation, die sie aus der "normalen" Welt heraus transportiert. Es gibt Personen, die sogar denken, dass sie in dem Fall von allem abstrahieren können, und nur noch eine Sache denken können, und dann meinen, dass sie die ganze Welt mit dem Wort "Welt" beschreiben können. In einem anderen Fall können von allem abstrahieren, und dann denken, dass dann noch ein "Gott" da sei. Dann besteht das Problem, weil diese Person auch in der Welt ist, und also nicht außerhalb dieser über sie denken könnte. Ob das Problem gelöst werden kann, wenn von einigen oder allen möglichen Welten gesprochen wird, ist fraglich.

Zu vergleichen sind die Wendungen:
(1) "In der Welt sein."

Mit (1) müsste die Person, die den Satz sagt, sich gleichzeitig in der Welt vorhanden denken, obwohl sie vielleicht davor wäre, so wie die Höhlenmenschen.

(2) "Zu den anderen gehören."

Eine Person, die diesen Satz denkt oder sagt, kann sich mit den Umgebenden vorhanden denken, ohne eine Menge zu denken.

Ein weiterer Satz zeigt etwas:

(3) "Ich kann mich bewegen, ich bin beweglich, ich bin ein Beweglicher, ich habe die Beweglichkeit, ich gehöre zu den anderen Beweglichen."

Mit diesem Satz wird gedacht, dass mit dem Wort "Beweglicher" keineswegs die Menge der Beweglichen gedacht werden muss.

Nicht-Sachen an der Sache?
Anfänglich ist nicht bekannt, ob die Sache, mit der ein Miteinander möglich ist, materieller Natur oder immaterieller Natur ist.

Wenn ein Zugang zu einer materiellen Sache geschieht, also ein Mit-der-Sache-sein darauf folgt, dann wird bei einer Zerlegung die Materialität der Sache zusätzlich gedacht und mit der Sache als solche erlebt. Materiell wäre etwa: "Meist zerlegbar, oft wieder zusammenfügbar, auch anwendbar auf die Teilsachen."

Wenn eine Sache gesehen wird, die sich nicht bewegt, die aber andere Sachen von sich gibt, etwa einmal ein blaues Licht, ein andermal ein rotes, dann wird beim Zugang bekannt, dass diese Sachen nicht zerlegbar sind. Und doch können Sätze zu der abgebenden Sache gesagt werden, hier zu den Farben. An der Sache gedacht würden sie als Eigenschaften der Sache angesehen werden, oder aber an der Person, wenn sie die Sache sieht. Hierzu müsste dann ein Betrachter hinzu gedacht werden, der die entsprechende Sache (Sache und Person) beschreiben würde.

Wenn mehr als eine Sache, etwa materieller Natur vorliegt, wobei zwischen den Teilen Sachen vorkommen, dann können diese ebenfalls beschrieben werden. Diese nennen die Mathematiker Beziehungen, die Physiker je nach Umstand Kräfte.

Eine Sache kann sich auch bewegen. Dann wird die Bewegung der Sache als weitere Sache gedacht, in diesem Fall als zusätzliche. Dann kann die Laufbahn beschrieben werden.

Erste Kritik des Zugehens zur Sache
Offensichtlich kann die Person, die eine neue Sache präsentiert bekommt, sie zuerst nur auf sich wirken lassen. Dann ist sie so wie die Statue des Condillac. Im Nachhinein wird sie sagen können, was sie erlebte, sie kann also nur Wörter und Sätze aus sich heraus zur Sache entstehen lassen. Diese haben jedoch von vornherein nichts mehr mit der Sache zu tun, etwa wenn die Sache in der Vergangenheit liegt.

Die Frage, wann für einen Text das Wort "Beschreibung" genutzt werden kann, wird in Beschreibung.html besprochen.

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