Meinungssystem

Das System der Meinungsäußerung sucht sich bei denjenigen, die es haben, den einfachsten Weg. Und in philosophische Foren ist dies nicht einfach. Besser hierfür sind solche Gesprächsforen, die man aufsuchen kann, wenn man die Meinung sagen will, an Stellen, wo immer sofort geantwortet wird.

Wie funktioniert das Meinungssystem, die Meinungsäußerung?

Erst einmal gehen die Personen A, die es haben, davon aus, dass jeder eine Meinung hat. Und dass alle Personen zumindest unterschiedliche Meinungen haben. Je mehr eine Meinung von der Meinung einer anderen Person abweicht, um so besser kann gestritten werden.

Es ist hier davon augegangen, dass Meinung unter anderem folgendes umfasst:
Vermutungen
Hoffnungen
Zukunftsbelange
Politik
Religion
Beruf
Wissen
Ideologie
Moral
Lebensweise
Haus und Garten
Weltanschauung
Partnerschaften
Essenweise, Ernährungssystem
Freizeitbeschäftigung, Hobby
Eigenes Finanzgebaren

Dimension 1: Festigkeit der Meinung

Person A denkt, dass die Meinung einer Person zwar beeinflusst werden kann, dass sie sich aber mit steigendem Alter nicht mehr so recht ändert, weder von innen noch von außen kann her. Eine junge Person hat dem A zu Folge eine ungefestigte Meinung, ihm gemäß gibt es Personen, deren Meinung sehr starr ist.

Dimension 2: Die Kraft der Meinung nach außen

Es gibt Personen, die versuchen, ihre Meinung mit aller Kraft "an den Mann zu bringen", andere, die sie verschweigen. Als Korollar gibt es die Person, die darauf wartet, ihre Meinung hervorzukramen, wenn sie angegriffen wird, aber gerade dann mit großer Kraft.

Differenzierung 1: Meinung mit/ohne Kern

Es gibt für die Personen A oft einen harten Kern, der starrer ist als der weiche Außenteil.

Differenzierung 2: Unterschiedlichkeit

Es kommt eben vor, dass dem einen sein Beruf wichtiger ist, dem anderen seine Lebensweise, dem dritten sein Garten.

Schlussfolgerung

Personen in Bezug auf Differenzierung 2

Wenn zwei Personen A verschieden sind, können sie kaum miteinander/gegeneinander streiten. Sie sagen dann, dass sie völlig verschiedene Intersessen haben. Der eine hört dem anderen zu, mehr geschieht da nicht. Alles ist für jeden neu. Es ist so wie Fernsehen. Es gibt eine Beteiligung, mehr nicht, wenn auch eine gegenseitige.

Hier entstehen Sätze wie:

"Es ist interessant was der andere da macht, ich höre ihm gerne zu, auch wenn es mich nicht in der Weise interessiert, dass ich mitmache. Ich kann nicht einmal etwas dazu sagen. Höchstens von oben herab kann ich dann sagen: "Das ist eben ein Jurist, das ist ein Bastler, ein Literat, ein Sammler."" und

"Es ist schön und gut, dass wir alle so verschieden sind." oder nicht so positiv:

"Der hat sich ganz schön da eingebuddelt. Das was er tut, würde ich nie tun."

Und Eigenschaften finden sich auch von oben herab.

Wenn die Eigenschaften ähnlich sind, dann wird es für die zwei Personen interessanter. Es kann zum Vergleichen kommen, gar zum Streiten.

Personen in Bezug auf Differenzierung 1

Wenn die Differenzierung 1 gedacht wird, wenn also eine Person einen festen Kern hat, egal ob sie dies auch sieht oder nicht, dann kann sie diesen im Gespräch nur kommentieren. Die kleinen Meinungen um den Kern herum zu diskutieren macht der Person keine Schwierigkeiten. Der harte Kern kann jedoch nur kommentiert werden, das Gespräch zu den Meinungen außerhalb des harten Kerns wäre unangenehm. Wenn jedoch Meinungen zum harten Kern geäußert werden, dann kommt es oft zum Streit.

Wenn die zwei Personen aber diesen inneren Kern in Ruhe lassen, und vereinbaren, dieses Thema auszusparen, dann können sie weiter miteinander sprechen, ohne zu streiten. Das Gespräch hätte dann nur noch einen peripheren Charakter, oder es würde nur noch zu den Gemeinsamkeiten gesprochen werden.

Ein Beispiel:

Wenn A große Hühner züchtet, und B kleine kann davon ausgegangen werden, dass A und B Hühner gut und schön finden. Als Gespräch ist möglich, dass über die Art der Ställe gesprochen wird, das Futter, die Gangarten usw. Aber A kritisiert nicht, dass B andere Hühner hat als A. Angenommen der Satz würde entstehen: "Gut und schön, meine Hühner sind doch die besseren, ich verstehe nicht, wie man andere Hühner halten kann." In anderen Worten: "Wer solche Hühner hält, muss doch verrückt sein." Analog dazu wäre es, wenn ein Hanuman-Verehrer zu einem Jesus-Verehrer kommen würde.

Personen in Bezug auf Differenzierung 2

Diejenigen, die keinen harten Kern haben, können problemlos miteinander sprechen, die anderen bedingt.

Weitere Bemerkungen

1. Unverbindlichkeit

Mit dem Meinungssystem reden ist unverbindlich. Und doch tut jeder so, und spricht so, als wäre er der Weltmeister, der Regierende, auch dann, wenn er völlig machtlos ist. Jeder darf Vorschläge für die Reparatur etwa eines Autos geben. A sagt: Es muss am Auspuff liegen, wenn der Motor nicht anspringt. Alles darf gesagt werden. Der Gegner tut ebenfalls, als wäre er der Weltmeister oder Mechaniker, gibt Argumente dafür, dass es doch nicht am Anlasser liegen kann, und sagt, dass es doch nur an den Rädern liegen kann, weil die sich doch normalerweise bewegen. Nun tun beide so, als wären sie diese Wissenden oder Mächtigen, und beginnen schon zu streiten, mit der Fiktion ihrer Macht oder ihres Wissens, vor der nicht einmal ihnen vorliegenden Sache.

2. Nicht zu weit gehen

Das Argumentum ad hominem mag erlaubt sein, aber wenn, dann geht es leicht in Richtung Beleidigung oder gar Volksverhetzung.

Schlussfolgerungen

Wenn man das Meinungssystem und damit das System des Meinungsstreits erkannt hat, also das System, bei dem die Personen den Meinungen einen Stellenwert geben, was dann? Nach einer gewissen Zeit merkt man, dass das Meinungssystem eine Ausdrucksform ist, die Hand in Hand geht mit einer Betonung der Wichtigkeit des Trägers der Meinung. Es kann an das Wort Individualismus gedacht werden. Ziemlich viel ist dann am Satz: "Hier bin ich, hier ist mein Haus, mein Beruf, meine Partei." Schopenhauer versuchte die Unterscheidung mit drei Eigenschaften: Was einer ist, was einer vorstellt, was einer hat.

Inwieweit das Meinungssystem zwischen Personen mehr stört als es dient, ist in einem anderen Kapitel zu schreiben. In reinster Form liegt das Meinungssystem sowieso nicht vor. Ob diesem ein anderes System polar gegenüber liegt, ist offen, und ob ein Gemeinschaftssysstem aus diesem herausführt, auch. Denn zwei Personen, die ihre harten Kerne miteinander verbinden, können nach außen so auftreten wie eine einzige, und dann bleibt es beim Meinungssystem, in Gemeinschaft vertreten. Wenn das geschieht, dann hindert das Meinungssystem die Personen nicht, die sich assoziieren, im Gegenteil.

Es muss also an etwas anderes gedacht werden, etwa an das natürliche und unbefangene Zugehen zu Sachen, das nicht nur eine Person haben könnte.

Wer Systeme (der Art Wörter, Sätze, Texte) kennt, und von dem unterscheidet, was nicht System ist, dann merkt er, dass sein Interesse am Mitmachen beim Meinungssystem schwindet oder gar auf Null geht. Zudem ist es demjenigen, der kausal denkt, und sich somit als Teil einer Kausalkette ansieht, vermutlich unmöglich, zusätzlich zu dem was vorliegt, noch Meinungen zu denken. Und demjenigen, der nicht mehr begrifflich denkt, der kann auch mit Begriffen nicht mehr so recht mitmachen, denn Begriffe sind die Hauptwerkzeuge des Meinungssystems.

Interessen einer Person müssen zusätzlich gedacht werden, das würde den Rahmen hier sprengen. Es ist aber so, dass die Meinungen an die Interessen, sozusagen an Hab und Gut gebunden sind, so dass deren Verteidigung und Offenivität mit dem Meinungssytem konzertiert ausgeübt werden. Im Gespräch über Politik kommt das beispielhaft zum Vorschein, in dem jeder so spricht, als sollte der Politiker seine Meinung zur Kenntnis nehmen und sie ausführen. Die Personen spielen sozusagen theoretisch Politiker. Wenn sie Lehrer sind, ist ihre Meinung, dass die Schüler das lernen sollten, was auch sie lernten. Und die Bewunderer sollten das bewundern, was auch sie bewundern. Nun ist es aber so, dass gerade Meinungen für den jeweils anderen nur einen kurzen, schwachen Einfluss haben, bzw. dass sie in einem Ohr hinein gehen, aus dem anderen heraus. Das ist eine intrinsische Schwäche des Meinungssystems. Vertreter des Meinungssystems, die auch noch dazu ein Denksystem haben, das von der Gruppe, in der sie sind, durchgeführt werden sollte, die dann noch sich in Protesten mit anderen auf die Straße gehen, können dort auch überhört werden. Denn eine Meinung ist im Meinunssystem so viel wert wie eine andere. Obwohl die Variante des Meinungssystems bestimmten extremen Denkweisen die Berechtigung zu entziehen versucht. Das widerspricht jedoch dem System.

Abgrenzung des Systems von anderen

Das System grenzt sich eigenmächtig von anderen, etwa dem System des Lernens ab. Weil die Person mit einer Meinung sich als etwas Fertiges ansieht, will sie auch nichts hinzulernen. Sie sieht sich als erwachsen an, als mündig. Redlichkeit ist jedoch eine andere Dimension dazu. Und wenn die Person A auch sagt, dass sie noch hinzulernen will, sieht der Außenstehende, dass dem nicht so ist. Sie hört zwar zu, sie ist aber wie ein Lesender, der den Text zwar liest, so wie ein Ausgabegerät es tun würde. Die Person kann verschiedene System des Zugangs zu den Äußerungen des anderen haben. Beispiele:

Übersetzen
Jedes Wort was nicht so vorkommt wie bei A, versucht der Zuhörer in ein Wort bei ihm zu übersetzen. Wenn A eine Sache besitzt, denkt Person B an das, was sie besitzt. Wenn A reich ist, fragt B sich, ob er auch reich ist.

Hinzufügen
Wenn A etwas sagt, so fügt B etwas dazu, das kann etwas sein, was gar nichts mit dem zu tun hat, das A sagte. (ignoratio elenchi)

Gegenteil-Sagen, Negieren,

Grund suchen, Grund fragen, in Frage stellen, Begründung verlangen,

Anzweifeln,

Konsequenzen sagen, und Hoffen, dass der andere die Konsequenzen nicht hören will.

Argumentum ad hominem, Zurückführung der Meinung auf die Person selbst, was in dem Fall banal ist,

Beispiele sagen, ohne Sätze zu sagen, für die die Beispiele vorgelegt werden,

Von oben herab insgesamt verwerfen, ohne Interesse an den Teilen des Gesagten.

Vielleicht kann gesagt werden, dass alle rhetorischen Kunstgriffe erlaubt sind. Es gibt noch die Möglichkeit des Vorhandenseins eines Gesprächsleiters. Ein Gesprächsleiter geht nach seinen eigenen Kriterien vor, so dass je nach Gesprächsleiter unterschiedliche Gespräche vor sich gehen.

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