Kausalität, Vorher, Nachher, Dazwischen

Mir wurde das folgende Zitat des Robert Havemann, im Buch „Dialektik ohne Dogma? - Naturwissenschaft und Weltanschauung“, 1964 zur Kommentierung vorgelegt von einem Schreibenden in einem Mail-Verteiler:

"Kausalität ist eine einseitige, eine einmalige, vorübergehende und flüchtige Verbindung in der Wirklichkeit. In der Kausalbeziehung erscheint das Wirkliche, hervorgehend aus seinen Ursachen. Im Möglichen aber erscheint nicht die Ursache, sondern der Grund der Erscheinungen. Der Grund ist das Bleibende in der Erscheinungen Flucht.“

Dieses Zitat gehört wohl in die Gruppe der bekannten ontologischen Sätze, es ist von vornherein egal, ob das Wichtige in der Sache, in der Vorsache oder der Zwischensache gesehen oder gesucht wird, von einer Person gefunden wird, und dann monistisch oder anders bewertet wird, ob mit dem Wort "real" oder nicht. Das ist von vornherein nicht so wichtig. So weit die Schublade, ich erlaube mir ausnahmsweise diese Art des Vorgehens, die nicht einmal den Namen Definition verdient.

Das Zitat deutet die sich stellenden Fragen an, zumindest bereitet es den Weg des Denkens vor, egal wie gut die Wörter darin sind, egal ob Sätze darin wahr oder falsch sind. Gerne würde ich auch in Gemeinschaft das Problem wie Descartes es vorschlägt aufteilen, bevor die Detailfrage des „Zwischen A und B“ sich stellt. Also wenn ein Satz der Art A->B vorliegt, dann und/oder:
A ist wichtig,
B ist wichtig,
-> ist wichtig.

Beim Syllogismus mit New York und dem Besen zeigt sich das dann vorliegende Scheitern der Nur-Logik. Irgend was muss zwischen A und B sein, damit von Kausalität gesprochen werden kann, das ist bekannt. Normalerweise ist die Zeit als Faktor in der Definition, sie ist also in dem Sinne von vornherein nur gesetzt. Ich erinnere mich, als Otto irgendwann so in etwa schrieb: "Wenn ich zum Bahnhof gehe, schaue auf meine Uhr, und denke nicht an Heisenberg." So auch mit dem Faktor Zeit, der mit gedacht werden muss, was denn sonst würde unser für mich bedauerlicherweise verstorbener Peter Jaenecke wohl sagen, das lege ich ihm mal in den Mund, weil er auf die Frage, ob die Begriffe in den Köpfen sind, antwortete: „Wo denn sonst?“. Und vielleicht ist der folgende Satz richtig: "Bevor jemand von Wechselwirkung spricht, muss er schon mal etwas zu Ursache und Wirkung verstehen." Das vorhin ist nur geschrieben, um bei der Zeit zu bleiben. Die Frage, ob A oder B wichtig sind, subjektiv oder objektiv, kann sogar außen vor gelassen werden, es gibt Personen, die weder A noch B noch das „->“ als wichtig ansehen, sondern C, das erst kommt. Ob C das Mögliche ist, ist hier erst mal offen.

Demnach könnte zuerst versucht werden, das Dazwischen zu denken.

Parmenides nahm sich als Hilfsmittel den fliegenden Pfeil und dachte ihn in Zeitlupe. Im Dazwischen war der Pfeil also auch. Ohne Heisenberg heranzunehmen wird wohl der von ihm danach hergestellte Satz, also das Resultat seines Denkens des Pfeiles wohl falsch gewesen sei, oder zumindest einseitig, vielleicht weil die Bewegung eben mit einem Trick weggedacht wurde, oder unbewusst. Eine Abstraktion, ein ceteris paribus oder welches Wort man immer nimmt, kann zu Fehlern führen. Und ein Gedankenexperiment mag mit mehreren derartigen Abstraktionen gedacht werden, so dass die Fehler-Gefahr größer wird. Beim Vorgehen der Suche können falsche Sachen hinzugefügt werden, auch Zufügungen, die nicht nur von Instrumenten bewirkt werden, sondern auch von Wörtern aus anderen Bereichen. Das Suche ist sowieso wie ein Fortschreiten auf glattem Eis, mit offenem Ergebnis, versteht sich, also ist extreme Vorsicht geboten.

Die Frage des Dazwischen ist hier oben und unten offen gelassen, es kann weiter an ihr gearbeitet werden.

Ein weiteres Zitat wurde mir vorgelegt:

Aber was vermittelt zwischen Ursachen und Gründen? Information? Darüber schreiben Manshour et al. in "Causality and Information Transfer Between the Solar Wind and the Magnetosphere–Ionosphere System“ zusammenfassend: "The observed causal relations can be described as linear time-delayed information transfer.“

Das Wort "Information" ist ein zugefügtes Wort. Ich bin mir nicht sicher, ob es zwei mögliche Beschreibungsarten gibt, die Realbeschreibung und die Beschreibung mit Information. Zwischen beiden könnte dann ein Isomorphismus bestehen können, in dem Fall würde eine genügen. Ist es möglich, einen technischen Verstärker (Röhrenverstärker, pneumatischen Verstärker usw.) mit Information zu beschreiben? Also dass so ein Verstärker verständlicher wird mit dem Wort Information vs. mit dem Denken der mitwirkenden materiellen Teile, für denjenigen, der lernt? Andererseits wird das Computerlernen mit dem Wort Information einfacher gelernt als mit dem Denken der Elektronen, die in den Leitungen fliegen. Vielleicht ist Beschreibung auch eine Frage der Didaktik. Auch hier spielt Abstraktion im obigen Sinne eine Rolle. Und sogar eine hervorragend gute, weil das Denken entlastet wird. Wenn es aber zu dem darunter liegenden effektiv vorliegenden Geschehen geht, mit dem Wort Information, dann kann viel Glatteis auf den Wegen, je nachdem.

Demnach ist der Satz: "The observed causal relations can be described as linear time-delayed information transfer." vielleicht korrekt, so wie jede Beschreibung mit Information korrekt sein kann, wenn keine Fehler gemacht wurden. So wie auch jede Beschreibung zu Sachen korrekt sein kann, wenn sie richtig gemacht wird. In diesem Sinne "korrekt", wenn sie dem Lernenden as Geschehen zur Verfügung stellt, ohne dass er es erleben muss. Wenn Manshour et al. das Sonnenwindgeschehen richtig beschrieb, dann bravo. Wenn er mit dem "can" jedoch eine Vermutung aussprach, kann ich ihm auch gratulieren, diese leitet sich aus der zwei Beschreibungs-These ab, wenn diese These richtig ist, dann bringt der Satz als Vermutung nichts, weil er immer stimmt.

Alledem geht vielleicht das ständig mit anderen Wörtern "Logos, Physis, Psyche", oder ähnlichen Wörtern Gedachte mit. Zumindest Logos und Physis sind wichtig. Psyche sehe ich als ein großes Unbekanntes an, Logos denke ich auf Papier, Trägern, auch in Schallwellen, eventuell als Beschreibung, wobei diese aus der Physis verursacht wird, über den Umweg der Psyche, versteht sich. Dass dabei nicht nur Logos heraus kommt, ist bekannt, aber das beachte ich nicht gleichermaßen wie das, das den Namen Logos verdient. Und Logos auf Papier ist auch nur Physis, so dass vielleicht schlussendlich ein Monismus gedacht werden kann, so dass alle pluralistischen Versuche unsinnig werden oder in selbst geschaffenen Komplikationen stecken bleiben, zusätzlich noch die Autoren, die sich allen möglichen Varianten von Dreiweltentheorien zuwenden, und sich semantische Dreiecke vorzeichnen, und dann fragen, ob Logos und Information dasselbe sind. Hinzu kommt, dass sie sich nicht einig sind.

Weiter wurde mir gesagt:

In den Naturwissenschaften gehören Ursachen und Gründe, Kausalität und Gesetze offenbar enger zusammen als in den Sozialwissenschaften.

Das ist ein guter Satz. Nach diesem kann eine Person schon mal versuchen, Ordnung in die Erklärungen mit den Wörtern "Gründe, Ursachen, Kausalität, Gesetze" zu bringen, Abhängigkeiten aufzuzeigen, da sie schon mal "eng zusammen" gehören. Bekanntlich kann ich die Frage des Gleichsetzens nicht mehr stellen, etwa die Frage „Ist Grund dasselbe wie Ursache?“ Ganz einfach weil vom Sollen bei Wörtern ausgegangen werden kann. Mit dem Wort soll etwas anderes gedacht werden als mit dem Wort Ursache. Und dann ist dieses Sollen in Frage zu stellen, nicht die verschiedenen Wörter.

Hier geht es nun weiter mit einem Betrachter B, der das genannte Gedankenexperiment des oben genannten Monismus voraussetzt. Dann hat B eine Person P vor sich, und beide denken die gleiche Sache, das kann bekanntlich ein Geschehnis wie auch ein fester Gegenstand sein. P kann sogar denken, er hätte einen Gedanken. Hier bleibe ich mal stehen und fahre weiter mit einer bestimmten Sache, die vor B und P liegen kann, eine einfache Sache, etwa Wasser, das Sprudeln des Wassers und eine Flamme unter dem Topf, und das Wiederkehren dieser Sache mitsamt Geschehen. Nun sagt P: "Wasser sprudelt immer, wenn genügend Flamme es berührt." Das ist ein Satz, aber ist der Satz jetzt ein Gesetz? Ein Logos, ein Gesetz der Natur, eines Gottes? Dem zuzustimmen, dazu lässt sich B nicht bewegen. B sagt: Vorher war dieses Geschehen, bei P entstand der Satz, und dieser Satz kann wiederum eingeordnet werden in Sätze, die immer wieder von P hergestellt oder erinnert werden, wenn P vor derselben Sache ist. Sie werden dann von außen wie auch aus der Erinnerung bewirkt. Und auch andere Personen können den Satz in derselben Situation sagen. Weil der Satz nicht einmalig ist, kann ihm ein anderer Satz zugesagt werden, nämlich, dass er oft vorkommt. Auch wenn P sagt: "Der Satz ist empirischer Natur, er kann immer dann gesagt werden, wenn die Sache vorliegt.", dann sagt B, dass ein neuer Satz zum ersten Satz gesagt wird, mehr jedoch nicht. Wenn nun B irgendwann von P Sätze hört wie "Der Satz ist immer richtig.", dann geht B hin und fragt sich, wie P denn darauf kommt. B dachte sich vielleicht als allwissend, aber dem P traut er das nicht zu. Nun wird dem B bewusst, dass er sich so sah wie ein Alpha und ein Omega, und nun kommt diese Person und meint, sie verstünde auch etwas von Gesetzen. B bleibt bei seiner Vorgehensweise und sucht weiter, wie P auf den Satz kam: "Der Satz ist immer richtig", und sucht nach Ursachen, die er bei sich selbst nicht sucht. B gesteht zu, dass das es sehr schwierig ist, Ursachen von Sätzen zu suchen, schwieriger als von einfachen Sachen, aber er sieht, dass es nur einen Unterschied der Kompliziertheit gibt, sonst keinen.

Also Grund des Sprudelns des Wassers: Die Flamme, die Hitze, der Transport der Hitze, das Gas, die Gasflasche usw.

Kausalität: Zwischen den verschiedenen Sachen, in der zeitlichen Reihenfolge: Gasflasche, Gas, Zündung, Topf, Wasser, Sprudeln, aber auch parallel: Oft bedarf es zweier Sachen, eine Sache allein bleibt meist in Ruhe, und wenn es Ausnahmen gibt, dann fehlt ein Wissen.

Gesetze: eher Sätze

Der sture Monist oder der Gedankenexperiment-Monist geht genauso in den Sozialwissenschaften vor. Dort hat er jedoch Sätze-Macher vor sich, die noch viel mehr Sätze sagen, und B hätte viel zu tun, wenn er überall die Ursachen suchen würde. Sie versuchen, Räume zu definieren, in die Kausalität nicht hinein soll, und sagen zusätzlich Sätze, warum das so sein soll.

Was sind bspw. die Ursachen, was die Gründe für das Betäubungsmittelgesetz?

Die Frage ist sehr gut.

Erster Zugang: Wenn Wörter, Sätze, Texte irgendwo geschrieben stehen, zudem an bestimmten Stellen, können sie einen besonderen Namen bekommen, wie z.B. Gesetze, dann sind es zu allererst Wörter, Sätze, Texte, wie es sie überall gibt. Wenn sie für eine bestimmte Stelle vorbereitet werden, sind sie auf dem Vorbereitungspapier. Und vorher war da eine Ursache, aus der heraus sie geschrieben wurden. Nun müsste B diese Personen vor sich haben, um dann die Summe der Ursachen, Gründe zu summieren, um zu sehen, wie ein Kompromiss entstand, am besten hätte er dann einen Computer mit KI dabei, um das alles zu berücksichtigen, nach eventueller Abstimmung, so dass ein zustimmungsfähiger Text entstand. Mehr ist da nicht. Diese Ursachekette (oder Ursachemasche bei gleichzeitigen Sachen) kann beschrieben werden, auch Lücken können erlaubt sein. Gibt es noch etwas anderes als diese Beschreibung zwischen Zeitpunkt T1 und Zeitpunkt T2?

Im Wahlprogramm der ... wird dazu ausgeführt ...

Wahlprogramm ist eine Sammlung von Wörtern, Sätzen, Texten, die auch entstanden sind, auch ihr Entstehen kann ergründet werden.

Ich hielte ....

Jeder würde andere Sachen auf die Waagschale legen, wenn er sie denn vor sich hätte. Aber die Sätze eines jeden könnten ergründet werden.

Aber wird es in ... jemals eine Mehrheit dafür geben?

Das ist eine Frage in Richtung Zukunft.

Gewohnheiten und Traditionen, Ideologien und Kulturen stehen dagegen.

Und all das kann mit Sätzen gesagt werden, und die entsprechenden Wörter, Sätze Texte wirken, nachdem sie von den Personen aufgenommen wurden, und im Anschluss betont und durchgesetzt werden. Also wenn das Wort Fleisch geworden ist. Trifft dieser Satz den Nagel nicht auf den Kopf?

Eine Gegenüberstellung kann gewagt werden:

Kausalität

oder:

Meinung, Glaube, ein Ich, ein Wir, Überzeugung, Information, Ethik, Kommunikation, Logik, Motive, Gewissen, zudem das alles noch unkoordiniert hingeschrieben?
(als der Kausalität nebenlaufende Instanzen)

Bei alledem sind alle hier geschriebenen Wörter so gut wie möglich zu bedenken, hier stehen sie nur als ein Sammelsurium. Zur Kausalität gehört nur das Denken dieser zu den Sachen, Logik kann als sekundär dazu angesehen werden.

Ob das Vorgehen mit dem Wort Kausalität einfacher je nach Sache ist, oder nicht, kann sich nur herausstellen gegenüber dem Vorgehen mit vielen üblichen Wörtern. Reduzieren hilft, das Sich-Enthalten. Es bleibt viel mehr offen als mit den vielen Wörtern, übliche kognitive Dissonanzen können oder müssen dabei unbeachtet bleiben.

Im oben genannten Buch geht Robert Havemann unklar davon aus, dass aus einer Vorsache A eher eine einzige Sache B entsteht, so dass die Vielfältigkeit verloren geht. Weil mit den vielen Möglichkeiten nur eine herausgepickt wurde. Er denkt dann nicht, dass die anderen Sachen daneben bestehen bleiben, und von anderen Seiten neue Sachen dazu kommen können, und zur Zeit T2 wiederum eine neue vollständige vielfältige Sache B (erweitert) vorliegt, die im Konzert mit vielen anderen Sachen auftritt. Zudem geht jede Ursachesuche von vornherein mit einer bestimmten Vorgabe vor, so dass auch diese das Resultat einengt. T1 und T2 können vorher fixiert werden, oder sie können offen bleiben, bis eine gute Stelle gefunden wird. Mit den Wörtern Möglichkeit, Notwendigkeit, usw. können viele fragwürdige Sätze gesagt werden, daran beteilige ich mich nicht.

(Ich habe nur die wenigen Seiten des Buches von Robert Havemann gelesen, die im Internet auffindbar sind, nur zur Information.)

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