Flugzeugunfall und Kausalität An folgendem Link wird darüber informiert, wie ein bestimmter Unfall geschah, und warum dieser geschah. Dieser Unfall ist ein gutes Beispiel dafür, wie eine Kausalbeschreibung erfolgt, allgemeinverständlich, obwohl sehr komplexe Zusammenhänge vorliegen. Dass auch Personen kausal handeln, kann angenommen werden. Eine Trennung des Geschehens in das was in den beteiligten Personen geschieht, und das, was außerhalb von ihnen geschieht, ist denkend möglich. So würden aus einer Kausalmasche zwei fiktive Kausalmaschen entstehen. Immanuel Kant dachte sich als Spezialist für das, was in der Person geschieht. Er nutzte für das Innere der Person eine ganz andere Sprache, mit den Wörtern "Wille, Verstand, Begriff, Vernunft, Anschauung". Diese kommen im folgenden Link nicht vor: https://de.wikipedia.org/wiki/Air-France-Flug_447 Die linke Seite der folgenden Tabelle gibt einfach den Text wieder, der in Wikipedia steht, in der rechten Seite wird kommentiert, was auf der linken steht.
Der weitere Text in Wikipedia wurde hier wegen seines Umfangs nicht in die Tabelle übernommen. Aus alledem geht hervor: Das Geschehen läuft ab, mitsamt den Eingriffen der Piloten. Diese sollen ihren Beruf gut gelernt haben. Sie sollen jede Situation schnell und sicher an der Stelle des gelernten Wissensbaums einordnen, und dort die richtigen Maßnahmen finden und anwenden, und so die Kausalmasche ständig mitbestimmen, auch wenn etwas Unvorhergesehenes geschieht. Sie sollen wie Automaten alles tun, was sie gelernt haben. Sie hatten hier keine Zeit, die Situation von außen noch einmal zu überblicken. Das konnten die Beschreibenden des Unfalls tun. Wie schon oben geschrieben kann die Kausalmasche kann in zwei geteilt werden, wobei die eine der zwei immer wieder auf die andere wirkt. Kausalmasche 1: Das Flugzeug mitsamt der Instrumente in der Umgebung. Kausalmasche 2: Das Denken und Handeln der Piloten. Aus Kausalmasche 2 geht hervor: Die
Personen haben die Regeln anzuwenden, die sie gelernt haben.
a) "Beide Piloten waren in der Folge mit dem Versuch beschäftigt, die Fehlermeldungen der Anzeigen zu analysieren." Hier waren sie mit etwas beschäftigt, so dass sie das neu sich Meldende nicht auch noch beachten und denken konnten. b) "forderte den fliegenden Piloten auf, zu sinken" Diese Verhaltensweise ist vermutlich so nicht vorgesehen: Die Piloten haben sich an das zu halten, was sie lernten, nicht an die Forderungen des Nachbarn. c) "4 Sekunden später ertönte die Überziehwarnung andauernd" Wieder etwas kam dazu, das bemerkt wurde, das Gelernte allein genügte vermutlich nicht. d) "Etwa 90 Sekunden nach dem Ausfall des Autopiloten übernahm der bis dahin nicht steuernde Pilot das Steuer („Controls to the left“), was nicht bestätigt wurde, und der rechts sitzende Pilot übernahm fast augenblicklich wieder die Steuerung. 5 Sekunden später kam der Kapitän in das Cockpit zurück." Das war ein Durcheinander, so steht es sicher in keinem Lehrbuch, die Umverteilung der Personen konnte nur geschehen, weil der eine sich unsicher fühlte, oder der andere seine Autorität durchsetzte. e) "Die Situation blieb für alle drei Piloten unklar, erst 2 Minuten nach seiner Rückkehr ins Cockpit bemerkte der Kapitän, dass der fliegende Kopilot das Höhenruder die ganze Zeit bis an den Anschlag gezogen hatte." Die Instrumente wurden nicht richtig beachtet, zudem das was der Nachbar tat. ---------- Aus alledem geht kaum hervor, was jeder von den drei Piloten dachte. Es mussten viele Sachen gleichzeitig berücksichtigt werden, und die Fähigkeit dazu fehlte schon beim Bemerken des Wichtigeren gegenüber dem weniger Wichtigen. Es ging nicht um Begriffe und Bedeutungen, sondern um Anwendung von Wissen, also um Handeln nach Gedächtnis. Um genau beschreiben zu können, zu welchen Momenten Fehler von den Personen begangen wurden, müsste der Fall viel mehr als in Wikipedia und hier betrachtet werden. Dann müsste auch jeweils gesagt werden können, an welchen Stellen die Möglichkeit vorlag, den Unfall abzuwenden, wie und weshalb. Um das Richtige zu tun, genügt es, wenn jederzeit auf ein X ein Y folgt, mit Blick auf einen unfallfreien oder gewünschten Kausalablauf. Wobei auch mehrere X und mehrere Y richtig sein können. Nebenbei bemerkt: Es ist bekannt, dass einige Unfälle verhindert wurden, weil die Person gegen eine Regel verhielt, aber das ist eher die Ausnahme. Das Beispiel dieses Textes dürfte zeigen, dass Kausalbeschreibungen auf eine bestimmte Weise vorgehen. Dem Anwender von Kausalität steht derjenige gegenüber, der nach der Verantwortung einer Person sucht. Dieser gibt sich zufrieden damit, wenn er eine von ihm gedachte Stelle innerhalb der Person findet, etwa die Absicht, die Bösartigkeit, andererseits die Bemühung, den guten Willen, die Gutmütigkeit. Mit anderen Worten eine Tugend oder eine Untugend. Der Suchende geht von einem oder mehreren Geschehnissen aus, geht rückwärts in der Zeit, bis er in der Person die von ihm gewünschte Stelle findet, die macht, dass sie für das Geschehen verantwortlich ist. Die Kausalsuche geht ebenfalls von einem oder mehreren Sachen aus, die geschahen, und geht rückwärts bis zur vermuteten Sache in der Zeit, zu der das Geschehen vermutlich begann. So sind die Anfänge und Enden nicht unbedingt fest, sie können aber im Lauf der Untersuchung zeitlich fest gedacht werden. Es genügt manchmal, wenn die suchende Person einen willkürlichen Zeitpunkt in der Vergangenheit vorsieht. Und doch gibt es kein Ende rückwärts mit den Vorsachen, keine Ursache. Dem Platon war das ein Dorn im Auge, oder bei ihm wirkte eine kognitive Dissonanz, so dass er eine Lösung rückwärts suchte, fand und vorschlug. Sprachliches nebenbei bemerkt: Die Wörter "Nebensachen" oder Neben-Sachen (nicht in der Bedeutung von nebensächlichen Sachen, unbedeutenden Sachen) waren hier oben nicht erforderlich, an anderer Stelle sind sie erforderlich. Schließlich kann eine oder mehrere Sache eine einzige andere oder mehrere andere bewirken. Das Wort Ursache ist nicht erforderlich, weil es immer nur Vorsachen und Nebensachen gibt. Das Wort "wirken" wird gebraucht, weil dann etwas gedacht werden kann, was von einer Sache ausgeht. Das Wort "Wirkung" würde zu Unklarheiten führen, weil es einerseits die Nachsache oder eben das bezeichnen würde, was zwischen den zwei Sachen abläuft, zwischen der Vorsache und der Sache, oder zwischen der Sache und der Nachsache. Das Wort "Wirkung" stiftet auch in anderen Zusammenhängen seine Unklarheit. Mit dem Wort "Kausalmasche" gibt mehr zu denken als das Wort "Kausalkette". Demjenigen, der das Wort "Kausalkette" benutzt, wird oft vorgeworfen, er würde monokausal denken. Immanuel Kant hatte das andere Problem des "Vorwärts" bei der Verantwortung. Die Person hat ihm gemäß die Folgen ihres Handelns zu denken, und darauf ihr Handeln zu stützen. Er hat aber vergessen, zu sagen, wie weit voraus die Person denken soll. Demnach müsste sie ihre Fähigkeiten übersteigen, wenn sie nicht nur die kurzfristige Zukunft bedenkt. Wenn die fähige Person sehr weit in die Zukunft hinein bedenken kann, so kann es auf Grund der vielen möglichen Unvorhersehbarkeiten viel Zeit in Anspruch nehmen. Diese Zeit liegt nicht immer vor, wie im hier gezeigten Unfallbeispiel. Das Problem, das Platon in der Vergangenheit sah, kam Kant vermutlich nicht in Bezug auf die Zukunft in den Sinn. Die Person müsste demnach bis in die unendliche Zeit vorwärts ihr Wirken moralisch prüfen, bevor sie beginnen würde, die Tür nach außen zu öffnen und etwas zu tun. Frage an Immanuel Kant: "Soll die Person auch noch berechnen, was ihr Denken bewirken könnte?" Hat Kant korrekt vorhergesagt, was er mit seiner "Kritik der reinen Vernunft" bewirkte? Wo ist die Stelle, an der deutlich wird, dass er die Zukunft auf sein Wirken hin ganz anders vorhersah als es kam? Kann die Anwendung der kausalen Suche der Suche nach der Verantwortung helfen oder umgekehrt: Ist es sinnvoll, vorerst kausal zu suchen, so dass die Verantwortung Suchenden sich dieser nur noch der Resultate der die Kausalität Beschreibenden bedienen können? Könnte die gründlich gelernte kausale Suche die moralische Suche vollständig, zumindest theoretisch, nutzlos machen? Hat sie das schon getan? Dem Friedrich Nietzsche schwebte es vor, als er bemerkte, dass die Naturgeschehnisse jenseits von Gut und Böse ablaufen. |