Die Erwiderung mit dem Satzbeginn "Aber ..."

a) explizite Erwiderung

Nach einem Satz S, der auf eine Person A wirkt, kann diese einen Satz mit dem Wort "aber" beginnen, so dass auf diese Weise gedacht werden kann:

S ist falsch, fehlerhaft, es liegt ein Fehler darin vor.
S ist falsch, es gibt einen besseren Satz, einen Gegensatz.
S ist falsch, das Gegenteil des Satzes ist richtig.
S ist unvollständig, es fehlt etwas am Satz, und ohne das Fehlende ist der Satz mangelhaft.
S enthält etwas zu viel, das dort nicht hin gehört.

Nun kann der erwiderte Satz teilweise nicht nur für einen Satz gerichtet sein, sondern auch auf ein gesagtes Wort, einen gesagten Text, ein gespieltes Spiel, ein Lied, usw.

A kann auch andere Wörter sagen:
jedoch, dagegen, doch, indessen, allerdings.

b) implizite Erwiderung

Die explizite Erwiderung in Bezug auf den Satz S kann auch implizit erfolgen. Statt des Wortes "aber" kann A auch den Kopf schütteln oder weggehen. Im Extremfall könnte sogar ein Schweigen auf das Wort "aber" hindeuten.

Statt dessen kann A auch das beendende Wort "Nein!" sagen, das ein Satzwort ist.

Ab hier im Text soll das Wort "aber" in der genannten Weise erweitert gedacht. Statt zu schreiben:
' das Wort "aber" '
soll
"aber" das erweiter
t gedachte Wort zu denken geben.

A kann nach seinem "aber" Sätze beginnen, und Wörter verwenden, die keinen direkten Bezug mit dem Satz S haben. Dann ist "aber" nur ein Verbindungsstück zum neuen Satz.

A kann ein Wort aus dem Satz S nehmen, und einen anderen oder sogar beliebigen Satz mit diesem sagen, und sich auf diese Weise thematisch vom Satz entfernen.

A kann eine Frage stellen, die keines der Wörter des Satzes S enthält.

Es gibt Sätze, die statt mit dem "aber" zu beginnen, standardmäßig anders beginnen, und das "aber" noch erhöhen. Beispiele:

- Darf ich auch mal meine Meinung dazu sagen?
(Hierbei wird S auf die Stufe einer Meinung gezerrt, als beliebig gedacht. Und dann will A sprechen.)

- Aber Herr Meier ...
Hierbei wird der Aussage S etwas Fremdes dazu gefügt, zudem eine Person, genauer die Person des A (ein Argumentum ad hominem liegt vor). Was das dann soll, ist offen.

Ist das Wort "aber" und andere Ausdrücke, die Ähnliches zur Folge haben, als ein rhetorischer Kunstgriff anzusehen, als ein rhetorischer Fehler? Zumindest ist es oft fehl am Platz, und deswegen ist es als ein bedingter rhetorischer Fehler zu denken, zudem ist es dann sogar analog zu einem Universalargument verwendet wird.

Hier muss auf eine Begriffsanalyse-Tabelle zu Rhetorik-Fehlschlüssen verwiesen werden. Dort soll das Wort "aber" als gesonderte Zeile neben den anderen Rhetorik-Aussagen bzw. Fehlschlüssen vorkommen. Zudem würde das Vorkommen des "aber" bei anderen Rhetorik-Aussagen in einer hierzu vorgesehenen Spalte angekreuzt werden. Auf diese Weise wird eventuell die Redundanz bei den Fehlschlüssen ersichtlich, zudem wird eine bessere Ordnung damit möglich.

Der Ausdruck "... ist nicht ..."

Analog zu "aber" gibt es das Wortpaar "ist nicht". Ein Satz der Form "X ist nicht Y" soll X zu denken geben, und das was Y zu denken gibt, soll ausgeschlossen werden. Oft soll Y kurz das ihm Entsprechende zu denken geben, um dann aus dem Denken zu verschwinden. Es liegt dann eine Vaihinger-Fiktionen vor, die bekanntlich als solche aus dem Denken nach dieser herausfallen soll. Das Ganze kann sinnvoll sein. Der Ausdruck kann nicht genau als Negation angesehen werden, und ähnelt nur dem Ausdruck "aber". Statt dessen wird eine Sache X beschrieben, danach eine oder mehrere Sachen Y. Hierbei können Fragewörter verwendet werden, wobei bei den Beschreibungen Antworten auf die auf Fragen zumindest versucht werden, zu jeder Sache mit Fragen wie etwa, was sie ist, wie sie ist.

Ein Beispiel, das zeigt, dass dieses Ausschließen erforderlich sein kann, nutzen Ärzte. Sie müssen aufpassen, dass sie statt der richtigen Diagnose keine falsche stellen, deswegen geht es darum, dass sie die Krankheiten mit denselben Symptomen kennen, um die falsche Diagnose ausschließen zu können. Das von den Ärzten verwendete Wort gibt Unklares zu denken, deswegen kommt es hier nicht vor.

Hier jedoch geht es darum, dass die Person denkend oder mitteilend bei der Sache bleiben will, und nicht von ihr abweichen will. Wenn wirklich eine Abhängigkeit mit einem anderen Wort oder einem anderen Satz festgestellt werden kann, ist es eine Überlegung wert, die anderen Sachen zur Sache zu denken, und sie nachher auszuschließen. Deswegen müssen diese anderen Sachen bekannt sein. Analog dazu ist es beim vorherigen Beispiel.

Das "ist nicht" kann ein didaktisches Mittel sein, vor anderen Personen, die ständig Nebensachen denken, und nicht "bei der Sache bleiben" können. Dies kann sehr störend werden, bis hin zu einer Unmöglichkeit, gemeinsam bei der Sache zu bleiben. Noch mehr ist das der Fall, wenn die anderen Personen zerstreut sind, kein Interesse an der Sache haben.

Oft ist das "ist nicht" selbst von der Sache weg, anstatt sie darzustellen. In dem Fall ist das "ist nicht" fehl am Platz. In dem Fall ist diese Wendung analog wie das "aber". Das ist meist schwer herauszufinden.

Weil ein "bei der Sache bleiben" ohne Person oder Personen nicht möglich ist, ist damit schon etwas Persönliches im Spiel.

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Annahme: A versucht, bei einer Sache zu bleiben, B hat verschiedene Möglichkeiten:

1. B erwidert darauf mit dem allgemeinen "aber".
B hat es einfach, seine eigene Person mit einzubringen, weil die Person des A schon vorhanden ist. Deswegen scheint es, als könnte er das Argumentum ad hominem (unbedacht) nutzen.

2. B kann auf A und S bezogen sagen: "Schon mit dem ersten Satz ist A nicht bei der Sache. Der Satz S ist Unsinn, der Text des A ein Geschwafel. Dem A fehlt die Kompetenz. A soll zurück in die Schule, zumindest soll er noch eifrig lernen, bevor er zu mir kommt."

3. B kann auf sich selbst bezogen sagen: "Aber ..." oder "Nein!" oder "So was habe ich noch nie gehört, das hat mich auch noch nie interessiert, es langweilt mich." Hierbei sagt B das Argumentum ad hominem nicht expliztit, explizit könnte er jedoch denken: "Ich bin fehl am Platz hier, einige der anderen hier sind Langweiler." Oder aber "Andere werden hier ständig beleidigt, das Gespräch des A passt nicht hierher."
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Es gibt offensichtlich auch die Möglichkeit, dass eine Person viele Sätze S sagt, wobei sehr wenige diese denken können, und deswegen nur weglaufen können.
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Das Nutzen der Form "X ist nicht Y" verstößt selbst nicht gegen die Genauigkeit, trotzdem kann das Wissen zu X uns zu Y ungenau sein. Beim o.g. Beispiel müssen die Ärzte kein perfektes Wissen zu den Krankheiten X und Y haben. Es genügt, wenn sie die Sachen X und Y unterscheiden können, und damit die korrekte Diagnose stellen können.

Deswegen ist eine Erwiderung mit dem "aber" zweideutig: Sie kann sich auf die Aussage beziehen, oder aber auf den Kenntnisstand des A zu X bzw. Y. Die Erwiderung "Aber Äpfel sind keine Birnen." ist dann auf diesen Kenntnisstand bezogen. Auch andere Satzformen als die Form "X ist nicht Y" kann zweideutig sein, und die Erwiderung "aber" ist dann von vornherein zweideutig. Zusätzlich verdoppelt sie den Substantiierungsbedarf im Gespräch. Zumindest wenn es nur um den Kenntnisstand der Person A geht, kann die Person B sich an diesen anpassen, oder erklären, warum dieser für den Satz der Form "X ist nicht Y" genügt.

Diese Methode wird sogar bei einer historisch falschen Vorgehensweise angewandt, die trotz Falschheit einen Fortschritt bewirkte. Ein Beispiel ist die Phlogistontheorie, hier ist ein Link zur Sache:
https://home.uni-leipzig.de/helium/Querdenker/2008/Phlogiston.pdf und
https://de.wikipedia.org/wiki/Phlogiston

Beim Lesen wird besonders deutlich, wie in diesem Fall ein System verstanden werden kann, obwohl es keine Zustimmung (mehr) findet. Es wird dabei versucht, die Stegmüller-Phasen zu überspringen, die hier beschrieben sind:
https://weltordnung.de/Chaos in der Sprache.pdf

Auch Ärzte versuchen, diese Phasen zu überspringen, wenn sie eine verwirrte Person vor sich haben. Die Mathematiker gehen systematisch sogar manchmal von einer falschen Annahme aus, um ihre Falschheit alsdann zu beweisen, den Beweis dann mit der Wendung "reductio ad absurdum" bezeichnen. Den Ärzten, die eine verwirrte Person vor sich haben, geht es nicht darum. In Gesprächen wird in Kombination des "aber" versucht, die Person, welche den Satz S sagte, selbst mit der "reduction ad absurdum" zu belegen. Arthur Schopenhauer hatte für derartige Gepräche die Wendung "Gespräch zwischen Narren" parat. Vielleicht dachte er: "Wenn schon das Argumentum ad personam vorkommt, kann ich dieses auch über das Ganze stülpen."

Vermutlich ist das einzige Kriterium, ein Gespräch beim Wunsch, Sätze zu verstehen, abzubrechen, der Zeitaufwand, der dafür entsteht. Jedoch ist dann ein "aber" als Erwiderung fehl am Platz. Ein Sigmund Freud hielt, hartnäckig wie er vermutlich war, an seinem Ideal sein Leben lang fest, dass das Unsinnigste in der Person doch sinnig ist, zumindest bei den von ihm bezeichneten Neurotikern.
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Das oben Geschriebene ist nützlich für ein korrektes Denken, insbesondere beim kausalen Verfolgen und beim Betrachten einer vorhandenen Sache. Es wird dann gezeigt, dass das "aber" beim kausalen Verfolgen nichts zu suchen hat, und selten beim Betrachten einer vorhandenen Sache. Die entsprechenden Texte sind in Vorbereitung.

Es sind noch Fehler im obigen Text in dem Aspekt, dass das begriffliche Denken sich dort von Zeit zu Zeit ins Wörterdenken hinein mischt, das ist aber nicht besonders störend. Auch der Kategorienfehler (https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorienfehler) des Gilbert Ryle kommt oben vor, was dem Verstehen nicht unbedingt abträglich ist. Beispiel: Einmal wird S zu denken gegeben, wobei jedoch die Sache S zu denken ist, die mit dem Buchstaben S zu denken ist.

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