Ein
Cartesianer und ein Hermeneut vor einer materiellen Sache
Streit
zwischen einem Cartesianer und einem Hermeneuten, in der Folge
gedacht mit der Vaihinger-Fiktion Betrachter/Person.
He
(Hermeneut, genauer: Hermeneut mit der Methode des hermeneutischen
Zirkels)
De
Descartes (Cartesianer)
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A
Du
scheinst Dualist zu sein, weil du von vornherein davon ausgehst,
dass es zwei Satzarten gibt, gesagt einerseits von einem
Hermeneuten, andererseits von einem Cartesianer.
B
Stimmt,
das habe ich noch nicht gedacht.
He
Eine
Sache, egal welche das ist, kann von vornherein nur Ganzes gedacht
werden. Und du kannst hoffen, dass du dich der Sache annähern
kannst, sie aber niemals vollständig denken kannst.
B
Hier
siehst du den Monisten, wobei ich mich in der Gefahr sehe, einen
zweiten Monisten zu begegnen.
De
Also
wenn du eine Sache vor dir hast, ist sie oft für dich schwer zu
denken, dann gehst du am besten hin, und suchst ihre Teile.
B
an A
Kaum gedacht, schon ist er da.
He
Also
wenn ich Salz denke, dann denke ich an das richtig gesalzene
Essen, und bemerke dann gar nicht das Salz, wenn aber zu viel drin
ist, merke ich es sofort, und wenn es zu wenig ist, auch. Also das
kannst du mit dem Salz erleben.
De
Salz
ist das, was uns zwar vorliegt, aber es ist aus zwei Elementen
zusammen gesetzt, es ist also nicht Salz, sondern wenn man genau
hinschaut, diese zwei Elemente.
He
Das
hilft mir gar nichts. Ich denke auch an den Salzbergbau, an die
Kühe, die von Zeit zu Zeit den Salzstein lecken, und an Jesus,
der sich als das Salz der Erde ansah.
De
Das
alles sind Nebensächlichkeiten, ich denke an die Zusammensetzung.
He
Du
kannst machen was du willst, um Salz kommst du nicht herum. Ohne
Salz kannst du nicht leben. Ich bin dem Salz näher, wenn ich
davon spreche, du machst etwas ganz anderes daraus, teilst es auf,
zerstückelst es, machst es kaputt.
De
Ja,
aber es geht nicht anders.
He
Und
du gehst zurück in die Vergangenheit, die es vielleicht nie gab.
Oder aber du machst aus Teilen wieder die Sache, also Salz. Bleib
bei dem, was jetzt vorliegt, sage ich dir!
De
Es
stimmt, was du sagst, ich gehe zu den Vorsachen und den
Nachsachen, und bleibe nicht genügend an der Sache, nicht
genügend lange an der Sache.
He
Richtig,
du verfängst dich in der Kausalität. Es ist eben nicht alles
kausal erklärbar.
B
Hier
hat He aber glaube ich nicht so ganz richtig gesprochen, denn De
hat nicht das Wort Erklärung benutzt. Nun will ich sehen, ob er
diesen Fehler bemerkt hat.
De
Es
geht immer nur um Erklärungen, und das sind Beschreibungen.
B
Jetzt
ist er auf die Sprache des He hereingefallen. Denn es scheint
beiden, dass sie erklären, beschreiben oder verstehen. Nun würde
es weiter gehen, und De würde das eine Wort "erklären"
verwenden, He jedoch das Wort "verstehen", was aber
komisch vorkommen würde.
A
Gehst
du nun davon aus, dass beide Monisten sind?
B
Nicht
unbedingt. Ich muss ja keine Schubladisierung (Klassifizierung)
vornehmen, ich kann offen lassen, dass eine Person einmal so
denkt, ein andermal anders.
A
Gehst
du dann davon aus, dass beide recht haben, und jeder einen
Teilaspekt der Sache beschreibt?
B
Nein,
ich gehe immer davon aus, als wäre ein Betrachter vorhanden, der
diese zwei Personen vor sich hat, als Sache. und die Sache vor den
Personen. Dann sagt der Betrachter, dass die Sache die einen Sätze
bei De bewirkt, und die anderen bei He.
A
Was
ist denn der Vorteil dieses Hinzufügens des Betrachters?
B
Ich
brauche die Sache nicht als vielseitig zu denken.
A
Denkst
du dann auch über den Streit zwischen De und He hinweg sehen zu
können?
B
Ich
denke schon. Dazu bedarf es eines weiteren Dialogs, bei dem es um
Zusammensetzung geht.
A
Es
kommt aber vor, dass He den De beschimpft, er sei Reduktionist. Es
gibt ja viele Möglichkeiten des Streits.
B
Das
kommt vor, ist aber Nebensache.
---
(weil hier ein kleines Ende und Beginn mit einem neuen Satz)
A
Es
geht nicht nur darum, die Sache korrekt zu denken, es geht auch
darum, die Sache in der Geschichte zu denken, die sie umgibt, also
wie sie entstand, und das was auf sie folgt, also wie sie wirkt,
was sie verursacht.
B
Richtig.
Dazu bedarf es eines weiteren Dialogs, bei dem es um das Vorher
und Nachher geht, allgemein.
A
Und
das hat nichts mit der Sache "Betrachter und Person" zu
tun.
B
Richtig.
Uns es gibt nicht nur Cartesianer und Hermeneuten auf der Welt,
sondern noch Personen, deren Hauptinteresse am Entstehen,
Verändern, in einem Lebewesen oder der Vergangenheit der Art des
Lebewesens. (Ontogenese, Phylogenese), weiter Entwicklung,
allgemein Änderung der Person während ihrem Leben und
Interessierte an der Weltgeschichte der Sache.
A
Es
wären also viele Dimensionen des Denkens zur Sache vorhanden.
B
Richtig.
Und sie brauchen der Sache nicht zugeordnet zu werden, sondern den
denkenden Personen, vor der Sache.
A
Du
scheinst so zu denken, als sei es eine Unsitte, die Sachen zu
beschreiben, zu erklären und zu verstehen.
B
So
ungefähr. Es geht mir darum, die Sache zu denken, und dann die
Sachen, in diesem Fall die Äußerungen der Person zu denken, und
diese können die Form von Sätzen haben, die mich als Sachen
interessieren.
A
Aber
es geschieht doch etwas in der Person. Dort ist ihr Verstand, ihre
Vernunft, ihr Wille, ihr Unbewusstes, ihr Bewusstsein, Information
und Nervenströme und noch viel mehr.
B
Richtig,
nur davon abstrahiere ich. Weil die Sache insgesamt dann zu
komplex wird, und weil ich mit meinen kleinen Annahmen und
Abstraktionen besser voran komme ohne all das. Ich brauche diese
Fiktion schließlich nicht allein bei Dialogen wie diesem. Dieser
Dialog ist nur ein erstes Beispiel zur Einführung.
A
So
wie ich dich verstehe denkst du nur die Sache, die Person oder die
Personen, und ihre Sätze.
B
Richtig.
A
In
dem Fall abstahierst du sogar vom Wissen, denn alle Sätze der
Personen zur Sache kommen nach der Sache, und das was der
Betrachter sagt auch nur Sätze. Insgesamt bist du nur
Kommentator, aber kein Wissender.
B
Nun hast du mich kalt erwischt, du hast recht. In diesem
Fall sind die Sätze nach der Sache. Es kommt auch vor, dass Sätze
eine Sache zur Folge haben, entweder wenn die Sätze von der
Person geäußert werden, ohne dass der Betrachter denken kann,
wieso und warum, oder aber wenn die Sätze etwas bei der Person
bewirken, und dieser wiederum etwas tut, was mit denselben Sätzen
beschrieben werden kann. Das alles zu bedenken geht hier ein wenig
zu weit.
A
Du
scheinst mir das Wort Sache ziemlich für alles zu gebrauchen, was
dir vorkommt, sogar ein Geschehen ist für dich eine Sache.
B
So
ist es, nur bei Geschehen sehen die Personen sich als
Kommentatoren, nicht jedoch bei Sachen.
A
Das
kommt mir auch komisch vor. Du gehst sozusagen bei allem als
Kommentator durch die Gegend. Nicht nur das. Die Personen, die
sich ihres Wissens sicher sind, gestehst du auch nur zu, dass sie
Kommentatoren sind. Du wirst selbst zu einer Sache, die sozusagen
eine Schwarze Kiste ist, und die Personen selbst denkst du als
schwarze Kisten.
He
(Zwischenruf)
Das ist richtig gedacht, wir lassen die Sachen
auch in Ruhe.
B
Heutzutage
wollen die Menschen sich nicht als Sachen ansehen, sondern nur
andere Lebewesen. Sie beharren auf einer Differenzierung zum Wort
Sache, die es erst wenige Jahrhunderte in der Geschichte gibt, und
berufen sich zudem auf die alte Differenzierung Mensch vs. Tier.
Sie sehen eine einzige Schublade für ihre eigene Art vor, und
eine für alle anderen Tiere, so als ob letztere alle darin Platz
haben könnten.
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