Ein Lebewesen erlebt nur das was in ihm und das was in seiner speziellen Umwelt geschieht, so in etwa schlug es Jakob Johann von Uexküll vor. Es gibt extremere Sätze zur selben Sache:

- Wir erleben nur das, was in unserer Innenwelt geschieht, so ungefähr George Berkeley in „Berkeleys Drei Dialoge zwischen Hylas und Philonous“.

- Es gibt nur eine Umwelt.

- Wir leben alle in der Welt. (Hierbei entsteht ein mathematisches Problem.)

Die Denkversuche der folgenden Situationen sind bekannt:
- Condillac und seine Statue,
- Plato und seine Höhlenmenschen,
- wissenschaftliche Experimentierer und ihre Versuchspersonen,
- Betrachters und Person. Diese Form wird hier unten im Dialog verwendet.

Die Annahme des Überblicks des Betrachters über die Person ist eine Vaihingerfiktion, also während der Zeit des Gesprächs.

Zwei Betrachter reden miteinander, der eine betont die Wichtigkeit, Qualia zu denken, wenn über die Person gesprochen wird, der andere, dass es eine Welt gibt, zusätzlich zur Innenwelt der Person, möglicherweise sogar zur Außenwelt der Person.

Abt: Eine Person, welche die Außenwelt betont

Qbt: Eine Person, welch die Qualia betont

Die zwei Sprechenden sind beide Betrachter, und sagen nicht immer ja, wenn sie zustimmen, dann bleibt offen, ob sie zustimmen oder nicht. Oft ist es so, dass sie beide dann doch das gleiche denken.

Abt

Die Person nimmt ihre Außenwelt wahr.

Qbt

Die Person erlebt immer nur mit ihren Qualia. So wie die Statue des Condillac.

Abt

Du bist ein Konstruktivist.

Qbt

Wenn du mich so nennen willst, und was bist du?

Abt

An einen Namen für mich, orientiert an deinem, habe ich noch nicht gedacht.

Qbt

Ist Konstruktivismus denn eine Ideologie?

Abt

Wir haben uns doch schon darauf geeinigt, das Wort Ideologie nicht mehr zu verwenden, denn es nutzt von oben herab dazu, unliebsamte Betrachter schlecht zu machen, und ob es zu mehr nutzt, haben wir nicht herausgefunden.

Qbt

Damit sind wir also einverstanden. Aber wir sind damit einverstanden, dass wir von oben herab sprechen, wenn wir die Person beschreiben.

Abt

Ja.

Qbt

Also wir haben immer noch kein Wort für dich gefunden.

Abt

Stimmt.

Qbt

Soll ich dich A-Konstruktivist nennen?

Abt

Nein, dann bin ich so wie ein Atheist, ein A-Theist, ein Gottloser gegenüber dir, ich will doch nicht als einer dargestellt werden, der nichts hat.

Qbt

Es fällt mir der nackte Jörg ein, der von Wirtshaus zu Wirtshaus ohne Kleider zog, und dann immer wieder Ärger bekam. Auf die Frage, warum er das tat, antwortete er: Ich habe ja sonst nichts als meine Nacktheit.

Abt

Hör auf mit der Richtung, sonst sind wir bald beim nicht vorhandenen Käfer von Wittgenstein, der auch damit nicht auf einen grünen Zweig kam, so wie Kant, als er den Willen als Ursachefaktor beim vernünftigen Menschen sah.

Qbt

Die Wörter Konstruktivismus, Solipsismus sind Wörter, die extrem gedacht werden sollen, so als müsste Plato sich selbst als gefangen ansehen, oder so als müsste der Moderne sich als Gehirn in einem Glas vorstellen.

Abt

So extrem wollen wir das nicht nehmen, und dem anderen auch nicht den entsprechenden Namen geben. Also einigen wir uns darauf, dass du andere Sachen betonst als ich, und dass ein höherer Betrachter wie ein Immanuel Kant uns beide denken kann, und uns auch so darstellen kann, in seiner Darstellungsform der Antinomien.

Qbt

Wären wir dann Antinomisten, und keine Widersacher mehr? Wir müssen uns erst einmal klar machen, ob du die Qualia als existent ansiehst.

Abt

Die Qualia sind Bewusstseinsbausteine. Die gibt es. Sie sind zwar wie Alltagsfliegen von kurzer Lebensdauer, im Bereich von einer Sekunde, manchmal können sie nicht einmal beschrieben werden.

Qbt

Sie sind in der Person, aber wir Betrachter sagen das aus Vorsicht erst einmal nur dort. Wenn wir es sofort auf uns übertragen, kommen wir in Schwierigkeiten. Diese Übertragung würde ich als eine relativistische bezeichnen.

Abt

Ja, und ich denke ein wenig besser, weil ich denke, dass die Person auch die Außenwelt schon wahrnimmt, so wie wir zwei.

Qbt

Als Überbetrachter würde ich dir zustimmen.

Abt

Ja, wir klammern aus, dass das Wortpaar Person-Betrachter nur eine Vaihinger-Fiktion zu denken geben soll. Und auch mit dem Wort-Paar Betrachter-Überbetrachter ist dieselbe Vaihinger-Fiktion zu denken.

Qbt

Richtig, ein Mathematiker würde sagen: Es geht um ein und dieselbe Funktion. Des Wortes Überbetrachter bedarf es nicht.

Abt

So ist es, sonst hätten wir schon eine Fiktion im Quadrat, und zu viele Fiktionen geht in Richtung ad-hoc-Hypothesen, und das wollen wir nicht.

Qbt

Also zurück zu unseren Bezeichnungen. Ich will nicht als Konstruktivist dargestellt werden, und du hast keinen Gegen-Namen gefunden. Dann bleiben wir beim Gespräch zu der Person.

Abt

Einverstanden. Denn wir wissen beide, dass wir ziemlich alles denken und sogar sagen dürfen, denn wir sind ja unter uns. Die Person würde uns ständig widersprechen. Sie würde sagen: Ich will nicht, dass ihr mich so beschreibt wie Uexküll die Tiere.

Qbt

Zu den anderen Tieren.

Abt

Danke für die Korrektur, ich habe meine elterliche Sprache immer noch zu sehr im Kopf. Oder wir erlauben uns zumindest als Vaihinger-Fiktion, die Person sei noch nicht so fähig wie wir, zu denken, so dass wir uns doch ein wenig höher in der Rangordnung des Wissens ansehen, so wie der Mathelehrer im Vergleich zu seinen Schülern.

Qbt

Also sind wir einverstanden, dass wir an der Person andere Sachen betonen, du, dass sie auch schon irgendwie einen Zugriff auf die Welt hat, und ich, dass sie eher nur Qualia erlebt.

Abt

Ja, nur die Qualia ohne Unterlage, geht das?

Qbt

Wie kannst du diese Frage stellen, du gehst doch davon aus, dass die Qualia Bewusstseinselemente sind, ich gehe davon aus, dass es Ströme sind, nicht unbedingt nur elektrische sind, und manchmal kann man auch das Wort Zustände gebrauchen.

Abt

Stimmt. Wir sind dann wieder bei Descartes.

Qbt

Du bist dann bei Descartes, ich nicht, denn wo es Bewusstseinselemente gibt, muss es auch eine Unterlage dazu geben, analog zu der Aussage des Aristoteles, nach der es Eigenschaften nur geben kann, wenn eine Sache da ist, welche Eigenschaften haben kann.

Abt

Also lassen wir das, und gehen nur von dieser Flüchtigkeit der Qualia aus, und dass sie innerhalb der Grenze der Person vor sich gehen, dort sozusagen auftreten.

Qbt

Das Wort Auftreten ist schon wieder nicht korrekt, deswegen hast du richtig das Wort „sozusagen“ dazu gefügt.

Abt

So wie bei Strömen im elektrischen Licht. Der Strom tritt sozusagen auf, und dann tritt das Licht der Lampe auf. Verstößt das denn nicht auch gegen den Satz des Aristoteles?

Qbt

Nicht unbedingt, auf jeden Fall jedoch dann, wenn wir uns nicht klar sind, wenn wir also das Licht als Folge des Stroms ansehen, die wir beide als Betrachter auch mal sozusagen als Eigenschaften ansehen können. Aber nur wenn wir nicht so gut an die Sache ran gingen.

Abt

Wer fängt denn an, du oder ich, zu sagen, aus welchen Gründen wir unsere Zugangsweise betonen.

Qbt

Wir müssen uns beide noch einmal einig sein: Wir, du und ich, leben in der Welt, die Person denken wir in der beschränkten Welt.

Abt

Wenn sie in einem realen Gefängnis ist, ist ihre Außenwelt beschränkt.

Qbt

Auch ihre Innenwelt beschränkt sie, bzw. kann sie beschränken.

Abt

Im Höhlengleichnis ist es so, dass zu der inneren Beschränkung die äußere dazu kommt.

Qbt

Und mit der Betonung der Qualia hat die Person keinen Zugriff zur Welt, nicht einmal zu ihrer Außenwelt.

Abt

Das wäre schlimmer noch als Uexküll es dachte.

Qbt

Stellen wir mal eine Vorfrage: Wer von uns hat eine schwierigere Aufgabe, du oder ich.

Abt

Eindeutig ich, denn ich sage ja nicht, dass es die Qualia nicht gibt bzw. dass es sie ohne Außenwelt nicht geben kann.

Qbt

Ich bin es, denn ich muss sagen, wieso die Person denn überhaupt denkt, dass sie in der Welt lebt, was für uns ja nur ihre Außenwelt ist. Ich müsste dir erklären, wieso sie dazu kam, so zu denken wie sie denkt, aber dazu bin ich nicht fähig, dazu fehlt mir noch viel Wissen.

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